Beim größten Schachfestival der Welt – jetzt mit Abschlussbericht

Fabian Justi

Alljährlich zieht es tausende von Schachspielern ins böhmische Pardubice. Beim Czech-Open starten diesmal mit GM Vlastimil Jansa, FM Stanislav Cifka (A-Open), Léon Mons und Fabian Justi (B-Open) gleich vier Forchheimer und wollen die Konkurrenz das Fürchten lehren. Unser Korrespondent Eugen Walter wird nicht nur das tschechische Bier für uns testen, sondern auch (täglich) vom Geschehen an den Brettern berichten. Die Aktualisierung der Ergebnisse und Berichte übernimmt dankenswerterweise Johannes Gründel.
Wo Vlastimil und Stanislav spielen
Wo Léon und Fabian spielen

Gegner von GM Vlastimil Jansa:

Oleg Dijankov

(2280)

1:0

Russland
FM Marcek Kanarek

(2349)

0:1

Polen
FM Bonno Pel

(2304)

1:0

Niederlande
FM Manuel Gomez Pena

(2352)

0:1

Spanien
IM Sergej Bystrov

(2310)

1:0

Russland
FM Sergei Reutsky

(2334)

remis

Russland
IM Marian Kantorik

(2341)

1:0

Slowakei
FM Maxim Ozolin

(2367)

1:0

Russland
Viatcheslav Kulakov

(2360)

remis

Russland

Gegner von FM Stanislav Cifka:

Josef Hladik

(2236)

1:0

Tschechien
WGM Beata Kadziolka

(2313)

1:0

Polen
GM Jiri Stocek

(2559)

0:1

Tschechien
Simunas Zickus

(2269)

remis

Litauen
FM Adam Ashtom

(2303)

1:0

England
GM Robert Cvek

(2532)

remis

Tschechien
IM Mert Erdogdu

(2440)

remis

Türkei
FM Denis Gjuran

(2295)

remis

Slowenien
Yan Galburd

(2209)

0:1

Israel

Gegner von Léon Mons:

Mikhael Popov

(1917)

1:0

Russland
FM Vladimir Ivanets

(2241)

0:1

Russland
Evgeny Surov

(1951)

1:0

Russland
WFM Tatjana Avdeenko

(2196)

0:1

Russland
Zdenek Vojacek

(1940)

1:0

Tschechien
Monika Motycakova

(1948)

1:0

Slowakei
Stanislav Galicek

(2180)

1:0

Tschechien
Jernej Buzeti

(2175)

remis

Slowenien
Petteri Paronen

(2169)

remis

Finnland

Gegner von Fabian Justi:

Leonids Borisows

(2078)

0:1

Lettland
Alfred Bloederl

(2019)

remis

Deutschland
Artem Oreshkin

(2026)

remis

Russland
Diana Hannes

(2024)

remis

Deutschland
Rainer Hornberger

(2023)

0:1

Deutschland
Petr Postl

(2027)

0:1

Tschechien
Janos Feco

(2034)

1:0

Slowakei
Tomas Kucera

(2003)

remis

Tschechien
Andreas Schaar

(2003)

1:0

Deutschland

Hier Eugens Bericht zur Anreise und zur 1. Runde (Freitag):

„Also – am Donnerstag sind wir bei wunderschönem Wetter angereist, es schüttete teilweise aus Kübeln. Um 15:00 Uhr trafen wir uns mit den anderen bayerischen Teilnehmern am Grenzübergang Waidhaus, und los ging es. Prag war wieder das erwartete Nadelöhr. Stoßstange an Stoßstange kämpften wir darum, die anderen nicht zu verlieren, was mit einiger Mühe auch gelang. Mein Spitzname dürfte jetzt wohl Pattex-Man lauten, denn genau so klebte ich an seiner Stoßstange.

Und – Sensationelles ist zu berichten. Statt der erwarteten 2 Std. dauerte die Akkreditierung für das Turnier nur ca. 45 Minuten. Sollte die EU-Mitgliedschaft auch eine Erhöhung der Organisationsfähigkeiten bewirkt haben (bewirken)?

1. Rd.: Mit seiner aktuellen Elo-zahl ist Leon auf Nr. 129 der Setzrangliste heraufgerutscht, so dass klar war, dass er relativ gesehen einen schwächeren Gegner zugelost erhalten würde. Dies war schließlich der ca. 10-jährige kleine Russe Mikhail Popov, mit einer Wertungszahl von 1917 sicher nicht zu verachten. Er erwieß sich aber letztlich nur als Appetithäppchen für die Aufwärmphase. Ein Läuferspiel (ja, ja – Léon experimentiert!) mutierte in klasssisches Italienisch, und bereits zwei, drei ungenaue Züge reichten aus, um Mikhail nach 14 Zügen vor die Wahl zu stellen, entweder die Dame opfern zu müssen oder zweizügig Matt gesetzt zu werden. Er wählte die dritte Alternative und gab auf, und dies auch nicht zu früh.

Fabian experimentierte als Schwarzspieler auch und spielte gegen Leonids Borisows (Wertungszahl 2078) eine Nebenvariante in der Drachenvariante. Und auch noch lange nach dem Spiel meinte Fabian, mit drei Mehrbauern auf Gewinn gestanden zu haben. Aber Leonids gelang es frühzeitig, Fabian am Damenflügel zur Festlegung desselbigen zu verleiten, um anschließend am Königsflügel mittels zweier Baueropfer dem Drachen sein Lebenslicht auszublasen. Fabian, sei ehrlich: TxLh8 mir der Abschlusskombination, die zum Matt geführt hätte, hast Du doch nicht gesehen, oder? In der anschließenden Analyse haben Leon, sein Kumpel Marius aus Köln und ich für Dich nicht viel gesehen, hingegen eine Vielzahl unangenehmer bis kritischer Varianten, die Dein Gegner hätte spielen können. Es warten noch acht Endspiele auf Dich! Das nächste gegen Alfred Bloederl, mit einer Wertungszahl von 2019 die Nr. 215 der Setzrangliste.

Léon bekommt es in der 2. Rd. gleich dicke, halt wie er es verdient: als Schwarzspieler darf er gegen Vladimir Ivanets antreten, mit einer Wertungszahl von 2241 die Nr. 15 der Setzrangliste. Macht nichts!! Der Mann muss fallen!“


Hier Eugens Bericht zur 2. Runde (Samstag):

„Fabian hatte als Weißspieler gegen den Windischeschenbacher Spieler Alfred Bloederl anzutreten (DWZ 2019), der im letzten Regionalligakampf gegen Forchheim II wohl überzeugend gegen Martin Haubold gewonnen hatte, wie Leon mir erzählte. In einem geschlossenen Sizilianer stand Fabian nach der Eröffnung vielleicht einen Tick besser, im Mittelspiel einen Tick schlechter, um im ausgehenden Mittelspiel wieder besser zu stehen. Beide Seiten hätten noch lange weiterspielen können, einfach um zu sehen, wer zuerst wackelt und fällt, beschlossen aber offensichtlich für die kommenden Runden Kraft zu sparen: REMIS!!

Léon musste gegen Vladimir Ivanets mit den schwarzen Figuren spielen, ein 67-jähriger Russe mit einer Wertungszahl von 2241. Eigentlich doch eine klare Sache, oder? Ein Blick in die Datenbank besagte, dass Vladimir ihn entweder mit e4 prüfen würde oder ihm einen Affen vorsetzen würde, genauer gesagt einen Orang-Utan mit 1. b4. Und – das Äffchen hüpfte dann auch aufs Brett. Alle guten Spieler erwidern mit c6, wusste Léon aus seiner Vorbereitung, nichtsdestotrotz war er nach 5 oder 6 Zügen aufs eigene Hirn angewiesen, das an diesem Tage auch gut funktionierte. Nach ca. zehn Zügen opferte er kühn, aber korrekt seine Dame gegen drei Leichtfiguren, eroberte dann auch noch eine Qualität, so dass es langfristig nach einem weiteren Punkt für ihn aussah. In Zeitnot fand er aber nicht mehr die besten Züge und musste für zwei Freibauern zwei Springer geben, so dass die Partie anschliessend materiell auf Verlust stand und der Punkt sich verabschiedete. Eine stark gespielte Partie mit einem unglücklichen Ende. Bad luck!!“

Hier Eugens Bericht zur 3. Runde (Sonntag):

„Fabian spielte mit den schwarzen Figuren gegen den Russen Artem Oreshkin (Wertungszahl 2026), ein schlagbarer Gegner wie es schien. Fabian unkte schon vor der Partie, dass er vielleicht einen Stonewall (ja: keine Berliner Mauer!) spielen wolle, und er sollte Recht behalten. Die einleitenden Züge 1. …e6 und 2. …c6 signalisierten seinem Gegner schon frühzeitig: Eigentlich habe ich keine Ahnung von der Eröffnung. Und so spielte sein Gegner auch unbelastet auf, machte mehrere ungenaue Züge, und Fabian kam gar prächtiglich aus der Eröffnung mit besserer, perspektivreicher Stellung heraus. Und selbst das Problem des oft schlechten Läufers auf c8 löste sein Gegner durch kooperative Spielweise, indem er Fabian freundlich die Diagonale c8-h3 zwecks Entwicklung öffnete. In der Folge tauschte Fabian einige Figuren ab, um die f-Linie unter Kontrolle zu bekommen und die gefährdete weiße Königsstellung unter Feuer zu nehmen. Aber in der Folge fand Fabians Gegner mehrmals die einzigen Gegenzüge, die die Stellung gerade noch im Gleichgewicht hielten. Und das war es auch schon. Um kein unnötiges Risiko einzugehen, willigte Fabian aus der Position der Stärke ins Remis ein. In der nächsten Runde wird er als Weißspieler gegen die deutsche Spielerin Diana Hannes (DWZ 2024) zu bestehen haben.

Léon setzte sein Russisches Roulette fort, indem er gegen Evgeny Surov (Wertungszahl 1951) mit Weiß zu eröffnen hatte. Und er experimentierte weiter: auf Caro-Kann erwiderte er 3. das provokante f3. In der Folgezeit machte Leon natürliche Entwicklungszüge, und der Gegner geriet in eine passive Verteidigungsstellung, in der er mühsam die Löcher stopfen konnte. Im weiteren Spielverlauf geriet die Partie zu einem Spiel auf ein Tor, und Léon verwandelte seinen Elfmeter sicher, indem er mit e8D seinem König eine neue Gefährtin verschaffte. Von seiner Stellung und dem neu entstandenen Weibe hatte sein Gegner dann nach vier Stunden Spielzeit die Nase voll und gab auf. Aber Léons Russentage gehen weiter. In Runde 4 wartet die WFM Tatjana Avdeenko (Elo 2196) auf ihn. Na klar: um den Punkt abzugeben!!“

Hier Eugens Bericht zur 4. Runde (Montag):

„Wie schon angekündigt, hatte Fabian mit den weißen Steinen gegen Diana Hannes (DWZ 2024) von Medizin Erfurt zu spielen. Fabian mag die Mädels, und vielleicht ist deshalb sein Score bei Mädels so besch…eiden. Dies wollte er in der 4. Runde unbedingt ändern. Diana trat in einem kühnen Outfit an, giftgrünes T-Shirt mit der Aufschrift „Turtle me on“, was immer das heißen mag (Mach mich zur Schildkröte, Spiel langsam oder so ähnlich!? [Anmerkung Johannes Gründel: Turtele mit mir/Flirte mit mir!), passend zu den ebenso lackierten Fingernägeln, und erwiderte auf Fabians 1. e4 mit Sizilianisch. Es wurde ein geschlossener Sizilianer mit 2. Sc3, und beide Seiten bauten sich 15 Züge lang nach bekannten Stellungsmustern auf, um sich dann abrupt in ein Remis zu verabschieden. Ja, was war denn das!? In besserer Stellung bei schlecht stehendem schwarzen Springer auf e7, der nur seine Bauern auf d5 und f5 überdeckte, dachte Fabian wohl an sein Mädels-Score und wollte sich in seiner Partie gegen Diana nicht die Finger verbrennen.

Leons Partie war „(über)denk(s)würdig“ und am Ende auch irgendwie „tragisch“. Als Schwarzspieler war seine Gegnerin die 20-jährige Tatjana Avdeenko aus Russland, mit Elo 2196 spielerisch scheinbar ein „Brocken“ (körperlich von zierlicher Statur), die sich spielerisch dann doch eher als ein „Bröckchen“ erweisen sollte. Nach mäßiger Eröffnungsbehandlung stellte Leon nach ca. zehn Zügen die Qualität (Turm gegen einen Springer) ein und gewann in der Folge einen wichtigen Bauern auf d3 dazu, so dass er eine Stellung erhielt, in der er zumindest lang anhaltenden Widerstand leisten konnte. Durch eine Unachtsamkeit und eine Doppelangriffsmöglichkeit gewann er später einen zweiten Bauern auf a5 dazu und stand schon besser. Und als die liebe Tatjana dann auch noch einen simplen Figurenverlust übersah, standen die Zeichen auf Sieg. Leider, leider spielte Leon dann einen Zug viel zu schnell (bei ausgeschaltetem Hirn oder ob des winkenden Punkts euphorisiert!?) und stellte ohne Not eine Figur ein in der Absicht, schnell zu gewinnen. Er war am Boden zerstört, denn so leicht eine fast 2200erin schlagen zu können, das hätte er sich dann doch nicht vorgestellt (Vielleicht sollte ich ja noch einmal ernsthaft(er) anfangen, Schach zu spielen, bei dem Gepatze von 2200ern !?). Was solls !? Heute wird von Fabian und Leon erneut „aufgeschlagen“, und dann müssen eben die nächsten Gegner „ins Gras beißen“.“


Hier Eugens Bericht zur 5. Runde (Dienstag):

„Achtung, Achtung, Fans von Fabian!! Das war nicht sein Tag!! Durch nur 4 Std. Schlaf und frühmorgendliches Aufstehen schon um 8:00 Uhr stark gehandicapt, nahm Fabian motiviert am Fussballturnier teil und erreichte mit seiner Mannschaft auch das Viertelfinale (!?), in dem die Endstation erreicht war. Vielleicht hätte er doch lieber nicht teilnehmen sollen. Eine Verletzung des linken Knies (Anriss des Innenbandes oder ähnliche Häßlichkeiten!?) verursacht nicht nur starke Schmerzen, sondern läßt ihn auch heftig humpeln. Mädels, die ihr Fans von Fabian seid, mit dem Tanzen wird das in der nächsten Zeit noch dauern, allenfalls wird es ein „Humpel-dance“ werden. Aber wirklich, er hatte starke Schmerzen, denn an eine Verlustpartie Fabians nach nur 8 oder 9 Zügen kann ich mich wahrlich nicht erinnern. Als Schwarzspieler erwiderte er auf e4 sein geliebtes Skandinavisch, das er mit 3. … Dd6 weiterführte. Und das war es auch fast schon. Der Führer der weißen Steine wählte einen positionellen Aufbau mit Lc4, d3 und dem exzentrisch anmutenden Df3, welches den Bauern auf b7 angriff. Fabian, der inzwischen Ld7 gespielt hatte, ließ ein Schlagen auf b7 zu, um anschliessend Lc6 zu kontern. Übersehen hatte er Dc8, worauf Dd8 folgte und Lxf7 der holden Königin die Deckung durch ihren Gemahl entzog. Hoffentlich hat Fabian im wirklichen Leben eher mit anderen -Feen zu tun. Dies war auf jeden Fall eine Katastro-Fee.

Über Léons Partie gibt es nicht arg viel zu berichten. Wie es scheint, beherrscht er Spielerinnen und Spieler der 1900er Klasse jetzt ziemlich sicher. Aus einem „angetäuschten“ Läuferspiel wurde Italienisch, das sich nach spanischen Stellungsmustern weiterentwickelte. Beide Seiten entwickelten sich mit natürlichen Zügen, und es gelang Léon, auf f5 einen Vorposten in bedrohlicher Nähe des schwarzen Königs mit einem seiner Springer zu besetzen. Dies zwang seinen Gegner nach einiger Zeit zum Abtausch und zur Öffnung der g-Linie, die Léon erfolgreich besetzen konnte. In einer Druckstellung versuchte sein Gegner sich durch Abtausch zu entlasten, übersah aber eine kleine taktische Finesse, die Léon die angenehme Wahl zwischen Damengewinn oder Mattsetzung überließ. That’s it!!

Und als Liebhaber nicht nur des „Wohltemperierten Klaviers“ sondern auch des „Wohltemperierten Biers“ kann ich dem Konni nur sagen: ein optimal gekühltes Pilsener Urquell – einfach lecker. You would like it!! Darüber hinaus: Ein Gulasch mit einem Häubchen von fein geraspeltem Meerrettich (den ich Depp anfangs für Käse hielt, was ich mir absolut nicht vorstellen konnte!?) entbehrt auch nicht einer gewissen kulinarischen Schärfe. Das kalte Pilsener Urquell schmeckte danach sogar noch einen Tick besser!“

Hier Eugens Bericht zur 6. Runde (Mittwoch):

„Von Fabians Partie habe ich nur einige wenige Ausschnitte gesehen. Nach eigenen Aussagen hat er die ersten zehn Züge als Weißspieler (!) gegen den Tschechen Pavel Fencl (Wertungszahl 1932) eher schlecht gespielt. Im beginnenden Mittelspiel gab er eine Qualität (Turm gegen Leichtfigur und einen Bauern), um weiterhin mitspielen zu koennen, was in der Folge auch sehr gut gelang. In der letzten Stellung, die ich mir angesehen habe (ich gebe zu: ehe es mich einem kühlen Bierchen in die Arme trieb !), drohte der Gegner die g-Linie zu besetzen mit vielleicht minimalem Vorteil, wenn überhaupt. Wohl in Zeitnot musste er schlussendlich den Punkt dann doch abliefern. Wohlan Fabian, der Zeitpunkt des Endspurts ist gekommen! Jetzt gibt es keine Gegnerinnen und Gegner mehr, sondern nur noch Opfer! Alles klar!?

Léon zeigte ein weiteres Mal, dass er Spielerinnen und Spieler der 1900-er Klasse sicher beherrscht. Mit den schwarzen Steinen ziehend, hatte er gegen die Slowakin Monika Motycakova (Wertungszahl 1948) zu erwidern, die wider Erwarten aber nicht das Vierspringerspiel wählte, sondern die Spanische Eröffnung. Léon erwiderte mit dem Lc5-System und konnte sie schon bald am Königsflügel unter Druck setzen, was sonst eher umgekehrt dem Weissen gelingt. Durch günstigen Abtausch und Bauernvormarsch konnte er die Königsstellung schwer erschüttern, und bis zum bitteren Ende nahm der schwarze Läufer, in der Zwischenzeit auf b6 eingeparkt, seine hässliche Fesselfunktion auf der Diagonalen a7-g1 wahr, indem er ein Schlagen f2 x g3 und Öffnung eines Fluchtfelds für den weissen König verhinderte. Lohn der Mühe (die es eigentlich nicht war): Platz 80 v. 396 (!?) im Zwischenklassement. Weitere Grosstaten warten (hoffentlich).“

Hier Eugens Bericht zur 7. Runde (Donnerstag):

„Der ENDSPURT hat begonnen… dies hat Fabian jetzt auch eingesehen, endlich ein Sieg. Fabian spielte mit den schwarzen Steinen gegen Janos Feco (Wertungszahl 2034), der mit c4 eröffnete. Nach einigen Zügen und Abtausch eines Bauernpaares auf d5 stand eine Stellung des Damengambits auf dem Brett, die Janos insofern „kooperativ“ behandelte, dass er Fabian sofort die Initiative und die bessere Stellung überließ (Danke, Janos!). Fabian kam zum Königsangriff und konnte für einen fianchettierten Springer (!) auf g2 sorgen, der sich erst einmal vom allgemeinen Spielgeschehen verabschiedete. In der Folgezeit wusste Fabian zwar, dass die weisse Königsstellung irgendwie zu knacken war, aber wo konkret den Büchsenöffner anzusetzen, das wusste er nicht so recht. Einige planlose Züge waren die Konsequenz, bis sein Drang zum gegnerischen König wieder stärker wurde. Und auch im Endspiel spielte Janos „kooperativ“, indem er nicht die besten Gegenzüge aufs Brett stellte. Letztendlich gewann Fabian sicher und war danach auch ein Stück erleichtert, dass seine Negativserie gebrochen war.

Léon spielte mit den weissen Figuren gegen den Tschechen Stanislav Galicek, mit einer Wertungszahl von 2180 die Nr. 35 der Setzliste. Stanislav hatte an diesem Tag Geburtstag und hoffte vielleicht auf Geschenke … – er erhielt eine Lektion in „Einbahnstrassen-Schach“. „Lieder ohne Worte“ kommen ohne Worte aus: 1. e4 c5 2. Sf3 d6 3. Lb5 Ld7 4. Lxd7 Dxd7 5. c4 Dg4 6. O-O Dxe4 7. d4 cxd4 8. Sxd4 Sc6 9. Sb5 Tc8 10. Sxd6 exd6 11. Te1 …, und ca. 25 Züge später war es das.

Kurzcharakteristik: Freches (!?) Bauernopfer nach sechs Zügen (Léon sagte mir später, dass Michael Prusikin ihm mal die Zugfolge gezeigt habe, ergo, er probiert weiter aus!), Übersehen einer von zwei taktischen Drohungen durch den Gegner und schon war der Rest der Partie nur noch der „Abgesang“, der in der Verwertung des materiellen Vorteils bestand, die Léon ohne „Wackler“ gelang. Sein selbstgesetzes Ziel, 4,5 Punkte plus evtl. x und eine DWZ größer 2000 zu erreichen, hat er schon erreicht Jetzt kann eigentlich nur noch die „Kür“ kommen.“

Hier Eugens Bericht zur 8. Runde (Freitag):

„Fabian spielte als Anziehender gegen Tomas Kucera, mit einer Wertungszahl von 2003 der 236. der Setzliste. Beide bauten acht Züge lang eine Stellung aus dem „geschlossenen Sizilianer“ auf das Brett, wussten dann aber offensichtlich kollektiv nicht, wie weiter zu spielen ist, oder waren möglicherweise auch von der draussen scheinenden Sonne magisch angezogen, who knows: REMIS?? Kampfgeist gleich Null!! So wird das nichts mit einer besseren Platzierung und auch nicht mit einem Zuwachs an DWZ- oder Elo-Punkten. Was war los, Fabian !? Substanzverlust!?

Ganz anders Léon, der hatte „Blut geleckt“ und wollte seinen Gegner opfern (nicht seinem … !). Ebenfalls als Weissspieler hatte er gegen den bis dahin unbesiegten Slowenen Jernej Buzeti (Wertungszahl 2175, 41. der Setzliste) zu spielen und wollte ihn unbedingt den bitteren Geschmack der Niederlage kosten lassen. Erstmals spielte er gegen die Sweschnikov-Variante im Sizilianer das Fianchetto mit g3 und Lg2 und eroberte nach 26 Zügen mittels einer taktischen Feinheit erstmals einen Mehrbauern, den er ohne Not einige Züge später wieder einpatzte. Nichtsdestotrotz blieb er weiterhin am Drücker. Nach 50 Zügen eroberte er zum zweiten Mal einen Mehrbauern, den er allerdings auch wieder einpatzte, aber schon nach mehr als vier Stunden Spielzeit, d.h., , für jeden ausgeführten Zug gab es jetzt eine Zeitgutschrift von 30 Sekunden, so dass man nicht auf Zeit verlieren kann, wenn …, ja wenn man schnell genug zieht. Jernej liess sich da durchaus Zeit und hatte in einer Situation gerade einmal vier Sekunden auf der Uhr. Allerdings hatte Léon stets ein dickes Zeitpolster, so dass diese Phase für ihn bequem zu spielen war. Er hätte zwingend in ein Endspiel König, Turm + Laufer gegen König + Turm einlenken können. Dieses hätte aber wahrscheinlich nur Manfred Heidrich im Blitzen gewonnen !? Léon entschied sich gegen diese Konstellation zugunsten einer Stellung wiederum mit einem Mehrbauern, der aber letztendlich abgetauscht werden konnte, so dass der Remisschluss nach über fünf Stunden Spielzeit unvermeidlich wurde. Was kommt in der 9. Runde? Das „Schaulaufen“!?

Und dann ist da noch dem Konni ein „Schmankerl“ zu berichten. Wenn hier auf einer englischsprachigen Speisekarte von „Soaps“ die Rede ist, dann heisst das nicht, dass man sich vor dem Essen die Hände waschen soll oder sich gleichnamige Fernsehserien zum Appetit holen anschauen soll. Wenn das fast gleichlautende Gericht allerdings so schmeckt, wie es geschrieben wurde, dann sollte man unbedingt reklamieren, oder !? Aber gastronomisch haben uns auch andere „Grosstaten“ ereilt. So kosteten beispielsweise 3 Mattoni-Mineralwasser a 24 Kronen in der Summe 84 Kronen und 5 Posten à 100 Kronen wurden zu einer Summe von 444 Kronen zusammengezogen. „Gastronomische Mathematik“ oder „Tschechische Mathematik“ … gibt es die !? Wer kann mit Auskünften weiterhelfen ??“

Hier Eugens Bericht zur 9. und letzten Runde (Samstag):

„Es ist VOLLBRACHT, die Czech Open 2008 in Pardubice sind Geschichte!! In der letzten Runde spielte Léon als Nachziehender gegen den Finnen Petteri Paronen (Wertungszahl 2169, Nr. 43 der Setzrangliste). „Lieder ohne Worte“: 1. e4 e5 2. Sf3 Sc6 3. Lb5 a6 4. La4 d6 5. Lxc6 bxc 6. d4… mit Remisangebot von Weiss. Wen wundert es, Léon wusste, dass diese Stellung aufs Brett kommen würde (verbesserte Steinitz-Verteidigung), hatte sich bestens vorbereitet, war mental stark und … nahm das Remisangebot an. Seine einzige nicht ausgekämpfte Partie, sozusagen eine „Pausen-Partie“. Ein DWZ-Plus von ca. 90 und eine neue DWZ-Zahl von knapp unter 2050 wird der Lohn für lange Stunden am Schachbrett sein und Platz 48 im Endklassement als Nr. 129 der Setzrangliste. Ein toller Erfolg !! 2200er … zieht euch warm an !!

Mehr zu berichten gibt es von Fabian. Er wollte beweisen, dass er das Schachspiel doch nicht verlernt hat. Im Damengambit spielte er sein ambitioniertes Schara-Henning-Gambit, das sein Gegenspieler, der Deutsche Andreas Schaar (Wertungszahl 2003) gekonnt misshandelte. Fabian erhielt mit seinen schnell entwickelten Figuren aus dem Stand ein schönes Druckspiel, das Andreas nach 12 Zügen zur Aufgabe des Rochaderechts zwang, weil der weisse König einen Sidestep nach f2 ausführen musste. Nachfolgend blieb er am Drücker, und der Weissspieler hatte alle Hände voll zu tun, die Löcher in seiner Stellung zu stopfen (so gerade eben!) und seine Stellung zusammenzuhalten. Nach diversen Figurenabtauschen im Sinne von Fabian kam ein Springerendspiel mit Mehrbauer aufs Brett, das er locker gewann. Als Nr. 330 der Setzrangliste beendete Fabian das Turnier mit 4 Punkten als 245., sicherlich unter seinen Möglichkeiten. Manch halben oder ganzen Punkt liess er schmählich am Wegrande liegen. Also Fabian: Das nächste Mal nicht so faul sein!! Bücken, die Punkte aufheben und einsacken. Aber auch er wird natürlich ein DWZ-Plus machen.

Und auch für Konni gibt es noch ein „Schmankerl“, eine rustikal servierte Gulaschsuppe. Diese wird in einer ganz gemütlichen Kneipe in der Nähe unseres Hotels gar eigentümlich serviert. Von einem 500-Gramm-Brot wird flach der „Deckel“ abgeschnitten, das Brott wird ausgehoehlt, und darin wird die Gulaschsuppe serviert. Wer also dem Wirt die Arbeit erleichtern will, futtert das Suppenbehältnis gleich mit, das Abwaschen entfällt!!“