Spieler, Trainer, Schiedsrichter, 1. Bundesspielleiter Bayern

Wolfgang Fiedler

Gerade ist Wolfgang Fiedler von der Schach-Olympiade zurückgekehrt. Unser 1. Spielleiter war dort für den Deutschen Schachbund als Nationaler Schiedsrichter im Einsatz. Daneben ist er seit über 100 Tagen 1. Bayerischer Spielleiter und hat in dieser kurzen Zeit schon vieles zum Guten bewegt, was zuvor im BSB-Spielbetrieb im Argen lag. Daneben ist er als Turnierleiter bei Bayerischen Meisterschaften, sowie unserem Forchheim-Open nicht mehr wegzudenken. Aus diesem Anlass habe ich ein kurzes Interview mit Wolfgang Fiedler geführt, in dem er über seine schachlichen Anfänge, über seine derzeitigen Aufgaben und über seine zukünftigen Pläne spricht:

Von wem hast Du Schach gelernt (und wann)?

Zum Schach kam ich erst relativ spät, ich meine so mit 16 Jahren im August im Schwimmbad, hier zeigte mir ein Freund auf einem 9×9 Zentimeter-Brett wie das so vor sich geht. Danach folgten dann Ferienschach, 2. Platz im Abschlussturnier und Vereinseintritt zum TV 1860 Bamberg (Schachabteilung). Hier konnte ich bald im Jugendbereich diverse Preise gewinnen auf Kreis- und Bezirksebene, war Teilnehmer an den Bayerischen Jugend- Einzelmeisterschaften, allerdings mit mäßigem Erfolg. Lediglich im Blitz war ich mal Bayerischer Vizejugendblitzmeister, wobei ich vier Runden vor Schluss noch in Führung lag. Hier gab es immer schöne Preise zu gewinnen, a) ein handgefertigtes Schachbrett incl. Figuren aus Holz und b) das gleiche aus Metall – gefiel mir nicht so gut. Nachdem ich dann die letzten Partien relativ vergeigte, ich zeigte Nerven, zog mein direkter Konkurrent an mir vorbei. Die Überraschung war groß, als er dann als erster das Metallschachbrett an sich nahm. Grundsätzlich war ich damals auch immer für Oberfranken in der Auswahlmannschaft bei den Bayerischen Bezirks-Jugend-Mannschaftsmeisterschaften, ich meine das waren immer so 8-10 Bretter. Das war wohl von 1977 bis 1986. Auch auf Bezirks- und Bayerischer Ebene war unsere Jugendmannschaft sehr erfolgreich.

Wer hat Dich bisher trainiert?

Schachlich viel gelernt habe ich von einem Regionalligaspieler und Mannschaftskameraden Peter Morper, den ich allerdings dann bald überflügelte. Den nötigen Feinschliff bekam ich dann durch IM Groß, der damals bei DJK Regensburg als Spielertrainer uns doch einiges beibrachte. Die Variante Mannschaftstraining und Einzeltraining so ca. 60 Minuten vor jedem Kampf kann ich jedem Verein nur empfehlen, das bringt die Leute vorwärts.

In welchen Vereinen warst Du bisher aktiv (und warum)?

Zuerst beim TV Bamberg (1977-1986 mit Aufstieg in die Regionalliga); DJK Regensburg (1986-1991 mit Aufstieg in Regionalliga und Landesliga; Hier auch schachliche Spitze DWZ 2135); wieder zurück zum TV Bamberg (1991-1993; Wahrscheinlich aus Solidarität nochmal zurück, hier Brett 1 in der Regionalliga); SC 1868 Bamberg (1993-2003; hier auch Einsätze 1. und 2. Bundesliga und Mannschaftsführer 2. Mannschaft); auch Teilnehmer an der Bayerischen Blitz-EM unter ferner liefen. Komischerweise holte ich immer gegen die Sieger ein Remis in Partien, die ich eigentlich gewinnen hätte müssen. Ich erinnere mich da an „IM PotzBlitz“ in München und GM Michael Bezold in Nürnberg. SC Forchheim (2003-heute; wieder Mannnschaftsführer in Oberliga, Landesliga und Regionalliga, sowie Schachtrainer).

Wo und wann bist Du geboren?

20. Juli 1961 in Bamberg.

Was waren Deine ersten Turniere, die Du gespielt hast?

Ferienschachturnier beim TV 1860 Bamberg.

Welche Turniere konntest Du bislang gewinnen?

Diverse Kreis und Bezirksturniere im Schachkreis Bamberg.

Was waren die bisher höchsten Ligen (Jugend und Erwachsene), in denen Du gespielt hast?

Im Jugendbereich war das zu meiner Zeit noch nicht so ausgebaut und ich kam ja erst mit 16 dazu.

Warst Du in einem Kader?

Ich war meine ich ein bis zweimal zu einem Kaderlehrgang

Hast Du schachliche Vorbilder (falls ja, warum gerade diese)?

Für mich interessant sind die GM Lothar Schmid, GM Helmut Pfleger und IM Hansgünter Kestler. Und auch die Bundesliga-Spieler in Bamberg wie die Gebrüder Hartmann, Volkhard Rührig usw. Einfach aus dem Grund, was die aus Ihrem Schachtalent machten oder auch nichtmachten. Und bei Helmut Pfleger ist für mich die Medieneinbindung für unseren Sport sehr interessant.

Hast Du Dir konkrete Ziele in nächster Zeit und mittelfristig gesetzt?

Nächstes Jahr, wohl realistisch, weil ich die Normen schon habe, FIDE-Schiedsrichter. In zwei Jahren möchte ich Internationaler Schiedsrichter sein – mal schauen. In 5-10 Jahren möchte ich A-Trainer sein, wobei ich nicht weiß, wie ich zur erforderliche ELO kommen soll. Einstieg in die Übungsleiterausbildung beim BSB.

Welche bekannten Schachspieler hast Du bisher am Brett getroffen?

Simultan hatte ich schon mit Viktor Kortschnoi, Vlastimil Hort und Helmut Pfleger die Klingen gekreuzt. Immer sehr interessante Partien.

Wie würdest Du Deinen Spielstil charakterisieren?

Launenhaft, weil das bei mir bisher immer Nebensache war. An manchen Tagen kann ich weit über meinem Niveau spielen.

Was waren Deine bisher größten Erfolge bzw. Misserfolge?

Ein vergeigtes Remis in der 1. Bundesliga gegen IM Arnulf Westermeier, so 65 Züge gut gespielt im 66. Zug feige (defensiv), statt aktiv im Springerendspiel und remis – leider verloren. Naja, in letzter Zeit diverse Siege gegen Internationale und FIDE-Meister.

Welche Ehrenämter (Verein, Kreis, Bezirk, BSB…) bisher innegehabt? Wie kam es jeweils dazu?

Mannschaftsführer war glaube ich so knapp 14-15 Jahre in den Bayerischen Ligen und natürlich Jugendtrainer seit über 20 Jahren. Spielleiter intern in Forchheim seit 2003; 1. Bundesspielleiter Bayern, wohl weil ich hier die Not sah und die Möglichkeiten habe, hier mal ein bisschen was zurückzugeben.

Welche Ausbildung bzw. welchen beruflichen Werdegang hast Du eingeschlagen?

Zwölf Jahre Bundeswehr – da auch Teilnehmer an den Bundeswehrschachmeisterschaften, mäßiger Erfolg. Danach Ausbildung zum Krankenkassenfachwirt bei der AOK Bayern.

Wie bist Du Schachtrainer bzw. Schiedsrichter geworden?

Naja, Übungsleiter weil ich mich fortbilden wollte, B-Trainer und Nationaler Schiedsrichter wegen der Verlängerung der Scheine.

Eigene Anmerkungen…

Schach hat mir aus schwierigen Lebensumständen – Schule, zunächst nicht so toll, und dann aber ohne Probleme geholfen. Durch meine derzeitige Situation kann ich hier ein wenig zurückgeben, was für mich wichtig ist.

Herzlichen Dank für die Antworten.