Selbstmord im Endspiel – jetzt mit Bericht

Michael Burggraf

„In der Spitzenpaarung der Regionalliga Nord-Ost konnten wir das Match zum Schluss überraschend drehen und siegten gegen SW Nürnberg Süd 2 mit 4,5:3,5. Nach zwei anfänglichen Remisen geriet die Mannschaft in Nachteil, doch wir blieben stets mit von der Partie. Nach etwa viereinhalb Stunden stand es 3:3. Michael Stephan und ich spielten noch. Wir beide hatten wesentlich schlechtere, aber haltbare, Stellungen. Michael verteidigte sich im Damenendspiel mit Minusbauer exakt, so dass sein Gegner trotz besserer praktischer Chancen nicht über Remis hinauskam. Nachdem ich das gesamte Mittelspiel über am Rande des Abgrunds balanciert hatte, wählte mein Gegner „nur“ ein besseres Schwerfigurenendspiel. Da ihm kleine Ungenauigkeiten unterliefen, konnte ich, trotz Minusbauer, allmählich ausgleichen. Als die Partie schließlich auf Remis durch Dauerschach hinauszulaufen schien, versuchte mein Gegner dieses zu umgehen. Damit brachte er sich sozusagen im letzten Moment selbst um, da ich ein doppeltes Bauernopfer mit entscheidendem Mattangriff finden konnte.“ So der Kapitän unserer 2. Mannschaft Philipp Auburger. Jetzt mit ausführlichem Bericht.
Bericht bei SW Nürnberg Süd
Bericht in Adrians Schachecke

SW Nürnberg Süd 2

– SC Forchheim 2

3,5:4,5
PeterErlbeck

(2065)

– Michael Burggraf

(2160)

remis
Klaus Meulner

(2067)

– FM Dieter Seyb

(2203)

remis
Dr. Oliver Fischer

(2091)

– Johannes Mann

(2050)

0:1
Fabian Meulner

(1908)

– Philipp Auburger

(1978)

0:1
Irfan Redzepovic

(2065)

– Jens Herrmann

(1978)

1:0
Erwin Hirn

(1993)

– Martin Killmann

(1962)

1:0
Richard Wörl

(1973)

– Michael Stephan

(1933)

remis
Achim Diehl

(1994)

– Adrian Wichmann

(1896)

0:1

Hier der Bericht Philipp Auburgers:

„Nach einiger Zeit komme ich nun doch dazu, den letzten Spielbericht für dieses Jahr zu schreiben. Wie gesagt konnten wir gegen den Tabellenführer SW Nürnberg Süd 2 nach langen Kampf das Match überraschend drehen und mit 4,5:3,5 einen sehr knappen Sieg erringen. Es folgen Ausführungen zu den einzelnen Partien. Der erstgenannte Spieler ist der Forchheimer.

Brett 1: Michael Burggraf – Peter Erlbeck Remis: Hier stand, wie in vielen von Michaels Partien, der geschlossene Sizilianer zur Debatte. Es gelang ihm sich eine aussichtsreiche Angriffsstellung aufzubauen. Da jedoch beide Kontrahenten das Risiko nicht zu hoch schrauben wollten, kam es zu einem kurzzügigen Remis.

Brett 2: Dieter Seyb – Klaus Meulner Remis: Die Eröffnung verlief abseits langer Theorievarianten. Das Manövrierspiel mit wenig Feindberührung endete nach 20 Zügen mit Remisschluss.

Brett 3: Johannes Mann – Dr. Oliver Fischer 1:0: Johannes wählte das Damengambit, worauf sein Kontrahent mit der Slawischen Verteidigung reagierte und sich eine solide Stellung aufbaute. Nach dem Damentausch vermochte Johannes es jedoch, durch starkes strategisches Spiel Druck am Damenflügel zu machen. Sein Kontrahent hielt den Bauernvormarsch am Damenflügel nicht auf und erlangte kein ausreichendes Gegenspiel. Johannes baute seinen Vorteil schrittweise aus und kam zu einem sehr sauberen Sieg im Endspiel.

Brett 4: Philipp Auburger – Fabian Meulner 1:0: Mein Kontrahent spielte den Trompowski-Angriff und umging so die von mir vorbereitete Grünfeld-Variante. Ich überließ ihm Raumvorteil, sicherte mir jedoch das Läuferpaar und eine solide Stellung. Da ich seine Angriffsmöglichkeiten unterschätzte, unterließ ich es, das Bauernzentrum zu blockieren. Das hätte mich teuer zu stehen kommen können, denn der Kontrahent setzte korrekt auf Angriff, und mein König war schnell in Gefahr. Notgedrungen versuchte ich meine Stellung per Qualitätsopfer zu konsolidieren. Dieses wurde jedoch – ebenfalls korrekt – abgelehnt. Ich war gezwungen einen Bauern aufzugeben, konnte jedoch wenigstens die direkten Drohungen parieren. Einige Züge vor der ersten Zeitkontrolle kam mein Kontrahent in Zeitnot (wobei er jedoch durch die Fischer-Bedenkzeit geschützt wurde). Daher setzte er den Angriff nicht unmittelbar fort, sondern ging „nur“ in ein viel besseres Schwerfigurenendspiel über. Trotz Minusbauer bekam ich so endlich halbwegs Halt in meine Stellung und immerhin Remischancen. Da mein Kontrahent sich einige kleine Ungenauigkeiten leistete, konnte ich die Stellung trotz Minusbauer allmählich ausgleichen. Schließlich deutete alles auf ein zwangsläufiges Remis hin. Mein junger Kontrahent wollte aber immer noch unbedingt gewinnen und schraubte sein Risiko daher zu hoch. Deswegen konnte ich ein doppeltes Bauernopfer mit zwingendem Mattangriff finden.

Brett 5: Jens Herrmann – Irfan Redzepovic 0:1: Hier trafen zwei Topscorer der Liga aufeinander. Es entspann sich eine auffallend ungewöhnliche und nicht einfach zu durchschauende Partie. Durch Zugumstellung kam die Pirc/Ufimzew-Verteidigung aufs Brett, welche von beiden Seiten unkonventionell behandelt wurde. Jens konnte einen Bauern gewinnen, doch sein König fand keinen sicheren Platz. Sein Kontrahent nutzte dies, um mehr und mehr Initiative zu entfalten. Vermutlich wählte Jens die falsche Strategie, indem er versuchte den Bauern zu klammern. Schliesslich gab Jens auf, da die gegnerischen Drohungen soweit anschwollen, dass er entscheidenden Materialverlust nicht mehr vermeiden konnte.

Brett 6: Martin Killmann – Erwin Hirn 0:1: Die Annahme des Damengambits bereitete Martin diesmal keine Freude. Sein Kontrahent kam schnell zu gewaltiger Initiative und trug einen starken Angriff vor. Martins Stellung wurde regelrecht „zerbombt“, und entscheidendes Material ging verloren.

Brett 7: Michael Stephan – Richard Wörl Remis: Michaels unkonventionelle Aufstellung gegen den Sizilianer brachte ihn in Stellungsnachteil, doch er verteidigte sich hartnäckig. Sein Kontrahent versuchte ebenso hartnäckig den Vorteil schrittweise auszubauen. Michael konnte einen Bauern erobern, doch sein König war in Gefahr. Nach wie vor in die Verteidigung gezwungen wehrte Michael beharrlich etliche Angriffe ab. Sein Kontrahent konnte den Bauern zurückgewinnen. Gleichzeitig konnte Michael die gegnerische Initiative jedoch erfolgreich bekämpfen, weshalb sein Kontrahent den Vorteil halten, aber nicht ausbauen, konnte. Schließlich konnte Michael seine Verteidigungsleistung von Erfolg krönen, indem er unter Bauernopfer den Übergang in ein remisiges Damenendspiel erzwang.

Brett 8: Adrian Wichmann – Achim Diehl 1:0: Adrian kannte sich mit der Theorie seines Sizilianers aus, und es entstand eine der typischen scharfen Stellungen. Er verzichtete auf die Rochade, was seltsam aussah, aber anscheinend dennoch korrekt war. Die taktischen Komplikationen wuchsen rapide an, doch Adrian behielt den Überblick und sein Königsangriff brachte ihm entscheidenden Materialvorteil ein.“