Bruchlandung bei Bavaria – jetzt mit Bericht

Martin Killmann

Eine unsanfte Bruchlandung erlebte unsere im Höhenflug befindliche 2. Mannschaft in der Regionalliga Nordost. Als Spitzenreiter mussten wir ohne Kapitän Philipp Auburger und ohne Michael Burggraf beim direkten Verfolger SC Bavaria Regensburg antreten. Mit zwei Ersatzleuten gingen wir beim Aufsteiger in der Oberpfalz mit 1,5:6,5 Punkten regelrecht unter. Dennoch konnte unsere „Reserve“ die Tabellenführung behaupten und auch weiterhin aus eigener Kraft den Meistertitel holen. Allerdings muss es dann bei dieser einen Niederlage bleiben, sonst gibt es kein Happy End. Jens Herrmann hat uns einen Bericht zu den Geschehnissen zukommen lassen.
Bericht bei der SC Bavaria Regensburg

Hier der Bericht Jens Herrmanns:

„Wenn beim Fußball der FC Bayern seine Gegner dominiert und deklassiert, kann dies mittlerweile getrost als normal bezeichnet werden. Anders verlief es bis jetzt im Schach in der Regionalliga Nord-Ost. Mit wenn auch sehr knappen und sehr hart umkämpften Siegen, hatten wir als Tabellenführer bis zum gegenwärtigen Spieltag eine blütenweiße Weste. Als mir dann nach sechs Stunden Kampfzeit die traurige Aufgabe zukam, die Spiel­berichts­karte zu unterzeichnen, war die Niederlage offiziell: Krachend und in der Konsequenz sehr verdient, hatten wir bei Bavaria Regensburg mit 1,5:6,5 verloren und ordentlich „die Hütte voll gekriegt“. Dass die Reise in die Oberpfalz dabei nicht einfach werden würde, war uns dabei schon zu Beginn bewusst gewesen. Mit zwei in dieser Spielzeit regelmäßig antretenden Internationalen Meistern und einem in der Breite gut besetzten Kader, war der Respekt vor dem Liga-Neuling und dem Tabellendritten Bavaria Regensburg sehr hoch. Hinzu kam, dass wir ersatzgeschwächt auflaufen mussten. Sowohl unser Forchheimer Maskottchen und unser „Mentaltrainer“ Michael Burggraf („Ja, Du schaffst es!“) als auch unser Kapitän und „Mr. Vollstrecker“ Philipp Auburger oder unsere Youngsters Michael Stephan, Adrian Wichmann und Robert Wagner mussten leider absagen. Wir waren somit dieses Mal in der Außenseiterrolle. Wenig Erfreuliches und wenige Lichtblicke gab es an diesem schwarzen Sonntag dann auch zu verzeichnen. Lediglich Dr. Jochen Radeck, FM Dieter Seyb und Johannes Mann trotzten ihren Gegnern ein Remis ab. Jochen verständigte sich mit seinem Kontrahenten sehr früh auf ein Unentschieden. Dieter konnte die Partie gegen den österreichischen IM Hannes Ganaus lange ergebnisoffen halten, und erst das Endspiel mit Läufer gegen Springer brachte die gerechte Punkteteilung. Ebenfalls ein Remis erzielte Johannes, der vielversprechend aus der Eröffnung startete und geschickt seine Figuren gruppierte. An den übrigen Brettern fielen jedoch die Forchheimer der Reihe nach wie Dominosteine um. Wo man hinhörte und hinschaute, bekam man auf die Frage „Wie hast Du gespielt? Wie hat unser Vereinskamerad gespielt?“, nur eine Antwort: „Verloren!“ Die mannschaftliche Niederlage zeichnete sich schon früh im Keim ab. Den Anfang hierfür machte Prof. Dr. Robert Weigel, der nach gutem Start ein Matt übersah. Bernd Hümmer und ich, Jens Herrmann, spielten am längsten. Gegen den österreichischen IM Georg Kilgus hielt Bernd das Spiel lange in zäher Remisbreite. Erst das Turmendspiel brachte die Entscheidung zu dessen Ungunsten. Mir gelang es aus einer unscheinbaren Eröffnung durch ein geschicktes Umgruppieren der Figuren und das Besetzen zentraler Schlüsselfelder, ein spielerisches Übergewicht im Mittelspiel zu erhalten. Getreu meinem Motto für diese Spielsaison „Tod oder Gladiolen“ entschied ich mich, meinen Königsflügel mit h3 und g4 zu öffnen und auf Matt zu spielen. Ich war sehr zuversichtlich, dass dieses Vorhaben auch gelingen könne und mit dem vollen Punkt belohnt würde. In der Folge versuchte mein Gegenüber Dr. Andrea Bertino Gegenspiel zu organisieren, zu verwickeln und entschied sich zum Qualitätsopfer, das ich annahm. Leider gruppierte ich um den 40. Zug meinen Turm sehr schlecht, sodass ich mir diesen selbst aus dem Spiel nahm. Bei entblößter Königsstellung und dem pfeilschnellen Läuferpaar hatte ich in der Folge leider das Nachsehen. Nun gilt es somit die Wunden zu lecken, sich bei allem Katzenjammer aber nicht wund zu lecken! Noch haben wir es als Tabellenerster selbst in der eigenen Hand, bei drei verbleibenden Begegnungen aufzusteigen. Die Chance, einen direkten Konkurrenten auf Distanz zu halten, haben wir aber verpasst. Bavaria Regensburg ist mit seinem Sieg bei insgesamt 10:4 Punkten auf Platz 2 vorgerückt und weist, im Gegensatz zu uns, das bessere Brettkonto auf. Ein weiterer Ausrutscher der Forchheimer ist nicht drin! Der Aufstieg kann nur gelingen, wenn alle daran fest glauben, verbissen dafür kämpfen und ordentlich zubeißen. Schreiben wir unser eigenes „Wintermärchen“ fort! Die Aussichten sind nach wie vor gut. Kopf hoch – auch nach solch einer Niederlage! Eine ausführliche Würdigung der Partien erfolgt, sobald ich diese in Augenschein genommen habe.“

SC Bavaria Regensburg

– SC Forchheim 2

6,5:1,5
IM Georg Kilgus

(2440)

– Bernd Hümmer

(2133)

1:0
IM Hannes Ganaus

(2295)

– FM Dieter Seyb

(2203)

remis
Cedric Oberhofer

(2010)

– FM Prof. Dr. Robert Weigel

(2113)

1:0
Pierre Tassell

(2003)

– Johannes Mann

(2100)

remis
Dr. Andrea Bertino

(1999)

– Jens Herrmann

(1978)

1:0
Reiner Born

(1971)

– Martin Killmann

(1962)

1:0
Wolfgang Bunk

(1971)

– Eugen Walter

(1831)

1:0
Peter Oberhofer

(1747)

– Dr. Jochen Radeck

(1785)

remis