Marc Berreth erzählt von sich

Marc Berreth

Er trainiert seit letztem Monat den verheißungsvolen Schachnachwuchs aus Forchheim und Umgebung. Und das mit viel Freude am harten Brot des Jugendtrainers. Es hat mich als Jugendleiter nur wenig Überredungskunst gekostet, ihn dafür zu gewinnen, da er darin schon erste Erfahrungen in Bamberg gemacht hatte. Unser Stützpunkttrainer Marc Berreth hat sich meinen Fragen gestellt. Wer mehr über ihn erfahren möchte, der kann hier weiterlesen…

Wo und wann geboren?

Ich bin am 12. April 1973 in Kelkheim/Main-Taunus geboren worden, dies ist in der Nähe von Frankfurt a.M.

Wann und von wem das Schachspiel erlernt?

Ich habe neugierig beim Spiel zwischen meinen Brüdern und meinem Vater zugesehen. Mit ca. 13 Jahren, kann man sagen, habe ich die Regeln richtig gelernt, was ich meinem großen Bruder Stefan zu verdanken habe. Durch ihn konnte ich den SC Bamberg besuchen (in dem er selber Mitglied war), da wir in einem Dorf außerhalb von Bamberg wohnten und die öffentliche Verkehrsanbindung einfach nicht vorhanden war.

Welche Meisterschaften und Titel bislang gewonnen?

Da ich relativ spät mit Schach angefangen habe, war ich in meiner Altersklasse nie wirklich ein gefährlicher Gegner für die Besten, und somit habe ich auch keine besonderen Erfolge, die auf meine alleinige Leistung zurückzuführen sind, vorzuweisen. Das einzige was sich in meinem Gedächtnis festgesetzt hat, ist der überzeugende Gewinn der Bamberger Kreismeisterschaft 1999. Es ist selten ein Turnier mit 7 aus 7 zu gewinnen, vor allem wenn für meine Spielstärke sehr gefährliche Gegner dabei waren.

Bei welchen Vereinen Schach gespielt (am besten mit Jahreszahlen und warum)?

Ich bin mir nicht ganz sicher, wann ich offiziell in einen Verein eingetreten bin, aber ich denke es war 1987 (bis 2003 SC Bamberg 1868). Das war einfach mein erster Schachverein, mit dem ich sehr viel erlebt habe. Vor allem in der Jugendzeit konnte ich mit Hilfe meiner spielstärkeren Vereinskameraden/-innen und engagierten Betreuer einige Jugend-Turniere bestreiten und hierdurch zwei Mal (1992 und 1993) an der deutschen U20-Vereins-Jugendmannschaftsmeisterschaft teilnehmen – aus meiner Sicht ein Traum jedes Jugendlichen. Als Erwachsener konnte ich nach den obligatorischen Verbesserungen (Kreisliga->Bezirksliga->Regionalliga->Landesliga) erste Erfahrungen in der 2. Bundesliga Ost sammeln. Diese Möglichkeit findet man nicht in jedem beliebigen Verein in Deutschland und bin sehr glücklich darüber. 2003 bis jetzt Schachclub Forchheim Privat wie auch beruflich war ich schon länger in Erlangen bzw. Nürnberg angesiedelt. Einige Unstimmigkeiten im Schachclub Bamberg, auf die ich hier nicht näher eingehen möchte, haben mich dann schließlich dazu bewogen, mir eine Alternative im näheren Umkreis zu suchen. Ich kannte bereits einige Spieler aus Forchheim, und auch unser Vereinskollege Wolfgang Fiedler, der damals zeitgleich mit mir den Bamberger Schachclub verlassen hat, hatte sich für Forchheim entschieden – damit war die Münze gefallen. Ich wurde hier mit freundlichen Armen empfangen und bin gerade dabei, wieder meine schachlichen Fähigkeiten zu verbessern.

Welche Ausbildung bzw. welcher Beruf?

Ich arbeite bei Siemens Medical Solutions als Software-Entwickler.

Welche Begegnungen mit bekannten Schachspielern (ruhig anekdotischen Charakters)?

Ich habe schon einige Male mit Internationalen Meistern und Großmeistern gespielt, und hin und wieder ist mir auch ein Remis in den Schoß gefallen, aber ich will nicht alle meine Remisen gegen IM/GMs aufzählen, da meine objektive Spielstärke mich einfach nicht dazu berechtigt. Ich möchte jedoch eine Geschichte, an die ich mich gerne erinnere erzählen: Als ich in der 2. Bundesliga Ost spielen durfte, war einmal unser Gegner Erfurt. Ich kann mich nicht genau erinnern warum, aber ich hatte mich auf FM Bernd Vökler (2330) vorbereitet, wahrscheinlich weil die Mannschaft häufig in der gleichen Formation antritt. Ich habe damals mit Leidenschaft die Französische Verteidigung gespielt und im speziellen die scharfe Winawer-Bauernraub-Variante. Natürlich hatte ich damals das neueste Buch über dieses Thema, und ich staunte nicht schlecht, dass eben dieser Bernd Vökler in meinem Theoriebuch in einer wichtigen Hauptvariante erwähnt wird, in dem auch noch Weiss zum Vorteil kommt. Es gab allerdings in dieser Variante eine Verstärkung für Schwarz, die ein ausgeglichenes Spiel ergeben soll. Die Frage war natürlich: Kennt mein Gegner bereits diese Verstärkung, und wenn er schon Erfahrung mit diesen Stellungsbildern hat, kann ich dagegen halten? Ich nahm all meinen Mut zusammen und war fest entschlossen, diese Verstärkung auszuprobieren. Es war gang und gebe, dass der Bamberger Schachclub-Mäzen Horst Pfleger die 1. Mannschaft stets zu den Wettkämpfen begleitet hat und auf die Frage, ob ich mich denn vorbereitet hätte, habe ich ihm stolz die Variante gezeigt und gesagt „das werde ich so spielen“. Nun ja, es ist sicherlich verständlich, dass ich aufgrund der sehr interessanten Eröffnung gelinde gesagt unglaubwürdige Blicke geerntet habe – vielleicht war auch ein Hauch Mitleid im Raum, denn wie kann ich nur so naiv sein und glauben, mein Gegner würde eine derart spezielle Variante spielen? Als ich dann am Brett saß und mein Gegner, dem ich lieber gefragt hätte, ob er mir zeigt, wie man Französisch richtig spielt, dann auch tatsächlich mit 1.e4 begann, dauerte es nicht allzu lange, bis die kritische Stellung auf dem Brett war. Ich habe versucht meine Züge nicht zu schnell auszuführen (meine Vorbereitung sollte nicht zu offensichtlich sein), aber was soll es, in dieser Variante ist ja sowieso fast alles forciert und dann kam er, der neue Zug… Inzwischen hatten auch alle Ungläubigen erkannt, dass meine gezeigte Variante tatsächlich auf das Brett kam, und umso gespannter waren alle wie es weitergeht. Nun passierte etwas, was ich nie vergessen werde: Mein Gegner, der sich natürlich sehr gut auskennt, rechnete über eine halbe Stunde an dieser Position und bat mir plötzlich Remis an. Selbstredend habe ich akzeptiert, und nachträglich zeigte er mir die Abwicklung, die zu einem remislichen Turmendspiel führt. Ich weiss nicht, ob ich alles richtig gespielt hätte, aber ich war stolz, dass sich mein Mut ausgezahlt hatte. Ich möchte noch kurz erwähnen dass FM Bernd Vökler in dieser Saison ein fantastisches Ergebnis von 6 aus 7 erspielt hatte, also nur zwei Remisen „abgab“.

Was waren die ersten spielerischen Schritte (erste Turniere)?

Das einzige an das ich mich erinnern kann, war mein allererstes Turnier. Das war die Bamberger Stadtmeisterschaft, und irgendwie hatte ich es geschafft 1 aus 7 zu holen, wodurch ich dann auch meine erste Wertung von 174 Ingo bekam.

Schachliche Vorbilder?

Momentan habe ich kein spezielles Vorbild, aber je mehr ich über Schach lerne, desto mehr habe ich Respekt vor den schachlichen Fähigkeiten der heutigen Super-GMs. Vom Spielstil her gesehen, bin ich von Kasparow begeistert.

Eigene Anmerkungen:

Ich fühle mich im Schachclub Forchheim wohl und bin von den begabten jungen Talenten in Forchheim begeistert. Ich hoffe, dass die jungen Spieler und Spielerinnen weiterhin Spaß an Schach haben und dass sie erfolgreiche Spieler werden. Ich freue mich, wenn ich den Kids bei ihrer Weiterentwicklung behilflich sein kann.

Herzlichen Dank für die Auskünfte.