Historischer Sieg in der 1. Bundesliga – jetzt mit Bildern

Forchheim-Wiesbaden

Nach einer erwartet hohen 1,5:6,5 Niederlage am gestrigen Samstag gegen den Wiesbadener SV, besiegte unser Team in der 1. Bundesliga in Griesheim die Gastgeber klar mit 5,5:2,5! Vor zehn Jahren ist uns kein Mannschaftssieg geglückt. Nur einige Unentschieden gab es. Herzlichen Glückwunsch an Kapitän FM Manfred Heidrich und seine Mannschaft! Dabei verlor kein Forchheimer (!) gegen favorisierte Hessen, und drei Siege gab es für uns auch zu feiern: FM Léon Mons, FM Alexander Seyb und FM Manfred Heidrich. Damit ist GM Vlastimil Jansas Wunsch zum 70. Geburtstag wahr geworden. Von Hans-Dieter Post (Oberursel) haben uns einige Fotos erreicht. Herzlichen Dank für die Überlassung der Bilder! Jetzt mit weiteren Stimmen der Spieler:

Live-Partien
Kurzbericht mit Partieanalyse (Murdzia-Mons)
Bericht beim Wiesbadener SV
Bericht beim SV Griesheim
Bildergalerie
FT-Nachbericht
NN-Nachbericht

Kapitän FM Manfred Heidrich zu seiner Partie:

„Nachdem ich bereits am Samstag gegen einen polnischen Großmeister eine ordentliche Partie gespielt hatte (mit Remis-Ausgang), wollte ich natürlich auch am Sonntag punkten. Ein Bauernvorstoß meinerseits in der Hoffnung auf Druckspiel brachte nicht den gewünschten Erfolg; mein Gegner tauschte den vorgeschobenen Bauern ab und bekam ein starkes Zentrum und im Prinzip eine überlegene Stellung….aber nur im Prinzip. Denn ich konnte mich aus der unangenehmen Lage befreien und kurz darauf selber auf Gewinn spielen. Nach einer Abwicklung, die mir Dame plus Bauer gegen zwei Türme einbrachte, ließ ich zunächst im Eifer des Gefechts einen einfachen Gewinn aus, konnte aber in einem erneuten Anlauf den vollen Punkt einfahren, nachdem der Gegner nicht alle Remischancen nutzte.“

Die Einschätzung GM Michael Prusikins:

„Was den Kampf betrifft, ich glaube, wir hatten sie jederzeit gut im Griff. Zu meiner Partie: nach der Eröffnung habe ich meinen Gegner glatt überspielt und bekam mit Schwarz schnell eine bessere Stellung. Dann allerdings verteidigte sich mein Gegner sehr zäh, während ich in komplizierter Stellung nicht den besten Plan fand. Dadurch glich sich die Lage wieder aus, nach der Zeitkontrolle bot ich Remis an, der Kampf war zu diesem Zeitpunkt bereits entschieden. Die Analyse zeigte, dass mein Vorteil nicht so groß war, wie ich am Brett dachte, das Remis geht insgesamt in Ordnung. Eine schöne Partie gelang mir am Samstag und auch da glaubte ich nach ca. 2-3 Stunden, dass wir durchaus Chancen haben, aber dann sind leider mehrere Partien gekippt.“

Unser Großmeister Vlastimil Jansa schreibt uns:

„Schon am Samstag gegen Wiesbaden, trotz der hohen Niederlage, hatte ich das Gefühl wir hatten einen guten Eindruck gemacht! Ich stand gegen Kurnosov nach gutem Spiel mit Schwarz klar besser bis Te8?_ – einfach Lb7 mit schwarzem Vorteil, Léon hatte eine attraktive Angriffstellung, Kräußling hat Remis abgelehnt…

Am Sonntag war es ein souveräner und verdienter Sieg. Es waren die wichtigen gewonnenen Partien von Léon und Alexander, später noch Manfred, sie legten den Grundstein. Wir haben keine Partie verloren.

Was meine Partie gegen Farago betrifft: ich setzte ihn unter Druck, es kostete ihn einen Bauern. Er verteidigte eine schlechte Stellung sehr hart, aber trotzdem: irgendwo sollte es schon gewonnen sein – wahrscheinlich sogar noch zum Schluss im Damenendspiel… Ich freue mich schon auf die nächsten Kämpfe, wir sind eine harte Nuss für jeden. Unsere hohen Niederlagen zu Saisonbeginn geben nicht ganz den Spielverlauf wieder – wir haben mehrere Chancen nicht genutzt, ich vertraue auf das Potential unserer Mannschaft auch im weiteren Turnier …“

Die Eindrücke unseres FM Léon Mons:

„Nach meinen Eindrücken war der Mannschaftssieg auch in der Höhe völlig verdient. Ich hatte in keiner Partie das Gefühl, dass wir in ernsthaftes Verlustrisiko gerieten. Vielleicht wäre sogar noch etwas mehr drin gewesen, denn Vlasti und Michael standen beide sehr gut.

Nun zu meiner Partie: Im Abgelehnten Damengambit erreichte ich als Schwarzer aus der Eröffnung heraus eine sehr bequeme Stellung. Nach einer Ungenauigkeit meines Gegners im Mittelspiel konnte ich meine Stellung allmählich immer weiter verstärken, und schließlich mit einem Bauerndurchbruch im Zentrum nebst anschließendem Läuferopfer auf g2 einen entscheidenden taktischen Schlag landen. In beidseitiger Zeitnot patzte ich allerdings mit 26…Lf3, danach hätte mein Gegner den Kopf noch aus der Schlinge ziehen können. Er fand allerdings nicht die beste Verteidigung, und übersah schließlich in allerdings bereits hoffnungsloser Stellung noch ein 3-zügiges Matt.“

Das sagt Dr. Johannes Zwanzger:

„Vom Kampf selber hab ich wie üblich nur anfangs was mitbekommen, danach war ich zu sehr mit meiner eigenen Partie beschäftigt. Jedenfalls glaub ich, dass wir zu keinem Zeitpunkt an irgendeinem Brett auf Verlust standen, von daher geht der Sieg auch in dieser Höhe in Ordnung.

In meiner Partie hab ich als Schwarzer eingangs des Mittelspiels mit f5 das Zentrum geöffnet, um ein Spiel auf ein Tor (meinen König) zu verhindern. Danach wurde die Stellung sehr kompliziert. Ich vermute zwar, dass Weiß besser steht, aber völlig klar war das nicht. Als mein Gegner mich dann auf Kosten eines Bauern aktiv werden ließ, hab ich angefangen, nach mehr Ausschau gehalten, bei knapp werdender Zeit aber nichts gefunden. So kam dann letztlich ein Endspiel mit Minusbauern für mich raus, bei dem der gefährliche a-Freibauer mir aber relativ einfach das Remis sichert.“

Die Einschätzung unseres FM Alexander Seyb:

„Ich hatte eigentlich schon am Abend vorher ein gutes Gefühl, weil wir alle der Meinung waren, dass dieses Mal was zu holen ist. Die Elo-Unterschiede waren an keinem Brett derart groß wie sonst und unsere Gegner auch nicht mehr die Jüngsten 🙂

In meiner Partie war eigentlich nicht viel los, ich stand nach der Eröffnung etwas angenehmer. Dann hab ich weiter Druck gemacht, und mein Gegner kam in Zeitnot. Als er dann e5 gespielt hat, war es vorbei, auch wenn ich am Brett nochmal ins Grübeln gekommen bin. Von den anderen Partien hab ich nur mitbekommen, dass es bei Johannes und Manfred mal kritisch war, aber sonst lief es von Anfang an bei allen gut.“

Auch Claus Schäffner meldet sich:

„Da Griesheim am achten Brett zum Vortag getauscht hatte, lief meine Vobereitung ins Leere. Es entstand eine scharfe Stellung im Slawen, die ich nicht so gut kannte. Ich habe mich dann entschlossen, die Spannung aufzulösen, worauf sich fast alle Figuren fast forciert abtauschten. Im 20. Zug standen wir dann schon im Doppelturmendspiel mit jeweils fünf Bauern und ausgeglichener Lage, worauf wir uns auf Remis einigten. Damit hatte ich früh die Möglichkeit, den Wettkampf zu beobachten und konnte dies aufgrund der Stellungen auch wirklich entspannt tun. Unsere Schwarz-Partien konnten schnell ausgleichen, und Vlastimil und besonders Alexander kamen mit Vorteil aus der Eröffnung. Nachdem Manfred kurz vor der Zeitkontrolle seinen Gegner überlisten und Léon eine saubere Partie mit einem thematischen Läufer-Opfer und Mattangriff beenden konnte, sah es sogar nach einem noch höheren Sieg aus. Aber 5,5:2,5 ist doch aller Ehren Wert.

Für mich eine tolle Möglichkeit, auch mal Bundesligaluft zu schnuppern. Nun habe ich drei Ziele erreicht. Erstens: Ich habe von Kreisliga 4 bis 1. Bundesliga in den letzten 25 Jahren in allen Ligen gespielt. Zweitens: Ich habe in allen Ligen gepunktet. Drittens: ich habe in allen Ligen mindestens einen Mannschaftswettkampf gewonnen. 😉 Eigentlich ein perfekter Zeitpunkt, das Schachspiel an den Nagel zu hängen …“

Und hier noch ein paar Bilder unseres Schachfreundes Hans-Dieter Post (Oberursel) vom Wettkampf gegen Wiesbaden:

Palac-Mons
Geske-Schäffner
Kurnosov-Jansa
Mista-Seyb
Poetsch-Kräußling
Bulski-Heidrich