Im Rückspiegel: Jussupow-Simultan 2002

Jussupow gegen Schäffner

Bei einem Blick in mein Archiv bin ich auf eine Simultan-Veranstaltung mit GM Artur Jussupow aus dem Juni 2002 gestoßen. Damals feierte unser Verein sein 25-jähriges Bestehen – und ohne es geplant zu haben auch den ersten Aufstieg in die 1. Bundesliga. Im Rahmen eines Schach-Wochenendes, das mit Gruppentraining in unserem damaligen Spiellokal (Kulturscheune im Krottental) angereichert war, stellte sich der Spitzenspieler auch einer Reihe von Schachfreunden aus der Region. Dank der großzügigen finanziellen Unterstützung des Gastgebers Plana Küchenland, die ich aufgetan hatte, entstanden uns keinerlei Kosten. Im Folgenden habe ich meinen Bericht aus unserer damaligen Vereinszeitung und einige Fotos (leider keine gute Qualität und nur schwarzweiß) zusammengestellt. Viel Vergnügen beim Schmökern:

„Nur einer kam durch: Claus Schäffner

Beeindruckende Simultan-Vorstellung endete mit 30:4

Es dauerte acht Stunden und wurde eine Demonstration des Meisters, der mit einer wahren Energieleistung beeindruckend seine Klasse unter Beweis stellte. Im Plana-Küchenland fand zum 25-jährigen Jubiläum des SC Forchheim ein Simultan-Wettkampf an 34 Brettern gegen den deutschen Großmeister Artur Jussupow statt. Unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeister Franz Stumpf und Dank der großartigen finanziellen Unterstützung durch das Plana-Küchenland Forchheim in Person von Bernhard Brumberger wurde an 34 Brettern gegen den Gast aus Ulm gespielt. Am Ende stand die beeindruckende Bilanz fest: 27 Siege, sechs Unentschieden und nur eine Niederlage standen um Mitternacht gegen eine Schar mittelfränkischer Schachspieler zu Buche.

Dabei hatten sich die Hobbyspieler und Amateure gegen den Schachprofi bravourös gehalten. Nach vier Stunden war noch kein Match beendet und der Großmeister hatte das eine oder andere Problem auf dem Brett. Dann allerdings machte sich die Klasse des für die SG Aljechin Solingen 1868 in der 1. Bundesliga spielenden Jussupow mehr und mehr bemerkbar. Ein Spiel nach dem anderen ging auf das Konto des bescheidenen und sympathischen Jussupow, schnell stand es dann 12:0, doch die verbliebenen Akteure kämpften umso verbissener. Nach etwa sechs Stunden hatte er 21:0 Punkte erreicht, aber immer noch 13 Gegner. Erst zum Schluss hatte er seine 27 Siege eingefahren und sogar sechs Remisen zugelassen.

Kreisliga-Spieler Thomas Graetz vom SC Forchheim verteidigte die ganze Zeit hindurch geschickt und konnte am Ende durch ein erzwungenes Dauerschach das Unentschieden erreichen. Altmeister Hans Kaiser vom SK Bad Windsheim hatte schon früh durch Figurenabtausch vereinfacht und ein ausgeglichenes Turm-Endspiel erreicht. Auch er teilte den Punkt, genauso wie Landesliga- Routinier Martin Haubold vom SC Forchheim. Auch Michael Willim, Vorsitzender des SK 1907 Schwabach und passives Mitglied des SC Forchheim, konnte sein Match durch geschicktes Agieren immer in der Remisbreite halten, die Angriffe Jussupows kamen nicht ins Ziel. Matthias Weidemann vom TB 1888 Erlangen hatte eine der längsten und schwierigsten Matches zu absolvieren, rettete sich allerdings zum Unentschieden. Besonders erfreulich ist auch ein Remis eines Jugendlichen. Michael Wohlfahrt vom TSV Neunkirchen gelang nach seinem Erfolg im Simultan in Kirchehrenbach gegen Bundesliga-Stammspieler Johannes Zwanzger gegen den deutschen Nationalspieler eine beachtliche Partie. In einer äußerst angriffslustigen und sehr scharfen Eröffnung behielt der Jugendliche eiskalt die Nerven und eroberte sogar einen Bauern. Mit Mehrbauern im Turm-Endspiel willigte er in das Remis-Angebot GM Jussupows ein, der keine Gewinnchance mehr sah.

Hier die einzige Niederlage des Großmeisters:

Jussupow – Schäffner [B17] 1.e4 c6 2.d4 d5 3.Sc3 d xe4 4.Sxe4 Sd7 5.Sf3 Sgf6 6.Sg3 e6 7.Le2 Ld6 8.0—0 0—0 9.b3 Dc7 10.Lb2 b6 11.c4 Lb7 12.Dc2 c5 13.Ta d1 Tad8 14.dxc5 Dxc5 15.Ld4 Dc6 16.Tfe1 Tfe8 17. Lf1 Dc7 18.Lc3 Lxf3 19.gxf3 Le5 20.Lb4 Sc5 21.De 2 Ld4 22.Lg2 Df4 23.Ld2 Dc7 24.f4 Sd3 25.Tf1 Sxf4 26.Lxf4 Dxf4 27.Df3 Dh4 28.h3 Lc5 29.Tfe1 h6 30. Td3 Txd3 31.Dxd3 Df4 32.Te2 Te7 33.Lc6 Tc7 34.L a4 h5 35.Kg2 Tc8 36.Lb5 h4 37.Sf1 Dg5+ 38.Kh1 D c1 39.Tc2 Df4 40.Kg2 Dg5+ 41.Kh1 Sh5 42.Td2 Df4 43.De2 Sf6 44.La6 Tb8 45.Kg2 Se4 46.Td7 Sxf2 47.
Lb7 Dg5+ 48.Kh2 Txb7 49.Txb7 Ld6+ 0—1

Hier die Remis-Partien:

Jussupow – Graetz [A66] 1.d4 Sf6 2.c4 e6 3.Sc3 c5 4.d5 exd5 5.cxd5 d6 6.e4 g6 7.f4 Sbd7 8.Sf3 Lg7 9.e 5 dxe5 10.fxe5 Sg4 11.e6 fxe6 12.dxe6 De7 13.Lc4 0 —0 14.Lg5 Sgf6 15.0—0 Sb6 16.Sd5 Sbxd5 17.Lxd5 T b8 18.De2 b5 19.Se5 Lb7 20.Lxb7 Dxb7 21.Lxf6 Txf 6 22.Sd7 Txf1+ 23.Txf1 Te8 24.Kh1 Dc6 25.Sf6+ Lx f6 26.Txf6 Dd6 27.h3 a6 28.De4 Dd1+ 29.Kh2 Dd6+
30.Kh1 Dd1+ 1⁄2—1⁄2

Jussupow – Haubold [D61] 1.d4 Sf6 2.Sf3 d5 3.c4 e6 4.Sc3 Sbd7 5.Lg5 Le7 6.e3 0—0 7.Dc2 a6 8.cxd5 exd
5 9.Ld3 Te8 10.0—0 c6 11.Tae1 Sf8 12.Se5 Se4 13.L xe7 Dxe7 14.Lxe4 dxe4 15.Sc4 Le6 16.Sb6 Tad8 17. Sca4 Sd7 18.Sxd7 Txd7 19.Sc5 Tc7 20.Tc1 Ld5 21.b 4 b6 22.Sa4 Dxb4 23.Tb1 Dc4 24.Dxc4 Lxc4 25.Tfc 1 b5 26.Sc5 Ta7 27.a3 Ld5 28.a4 Tb8 29.a5 g6 1⁄2—1⁄2

Jussupow – Kaiser,Hans [C44] 1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.d 4 exd4 4.c3 d5 5.exd5 Dxd5 6.cxd4 Lg4 7.Le2 Lb4+ 8.Sc3 Lxf3 9.Lxf3 Dc4 10.Db3 Dxb3 11.Lxc6+ bxc6
12.axb3 Kd7 13.Le3 Se7 14.Kd2 a5 15.Kd3 Sd5 16. Thc1 Thb8 17.Sxd5 cxd5 18.Lf4 Tb7 19.Ta4 Tab8 2 0.Lg3 Te8 21.Taa1 c6 22.Tc2 Lf8 23.Txa5 Txb3+ 24 .Tc3 Tb7 25.Ta6 Tc8 26.Kc2 Ld6 27.Tf3 f6 28.b3 Te 8 1⁄2—1⁄2

Jussupow – Wilim [A46] 1.d4 e6 2.Sf3 Sf6 3.Lg5 h6 4.Lh4 c5 5.e3 Db6 6.Dc1 Sc6 7.c3 Le7 8.Ld3 0—0 9.0 —0 d6 10.Sbd2 cxd4 11.exd4 Ld7 12.Sc4 Dc7 13.a4 S a5 14.Sxa5 Dxa5 15.Te1 Lc6 16.Lxf6 Lxf6 17.Le4 T ac8 18.De3 Lxe4 19.Dxe4 Db6 20.Te2 Da5 21.Df4 D d5 22.h4 Le7 23.Sd2 Dh5 24.Sf3 g5 25.Dg3 Kh7 26. hxg5 hxg5 27.Dh2 Dxh2+ 28.Kxh2 Kg6 29.Se1 d5 1⁄2 —1⁄2

Jussupow – Wohlfahrt [C41] 1.e4 e5 2.Sf3 d6 3.d4 f5 4.Sc3 Sf6 5.dxe5 Sxe4 6.Lc4 Sd7 7.Sxe4 fxe4 8.Dd5 De7 9.Lg5 c6 10.Dd1 Sf6 11.exf6 gxf6 12.Sd4 fxg5
13.Dh5+ Kd8 14.0—0—0 Lg7 15.The1 Kc7 16.Te3 Lx d4 17.Txd4 Lf5 18.h4 Taf8 19.hxg5 De5 20.Td2 d5 2 1.Lb3 Lg6 22.Dh4 Tf4 23.Dg3 Thf8 24.c3 T4f5 25.D xe5+ Txe5 26.c4 dxc4 27.Lxc4 Txg5 28.Lf1 Tc5+ 29 .Kd1 Td5 30.f3 Txd2+ 31.Kxd2 exf3 32.gxf3 h5 33. Lh3 Lf5 34.Lxf5 Txf5 35.Te7+ Kb6 1⁄2—1⁄2

Statistik (Endergebnis: 30:4):

Siege Jussupows: Hartwig Hofmann, Stefan Lang, Michael Burggraf, Philipp Auburger, Ludwig Seuberth, Klaus- Jürgen Erler, Hans Übel, Christoph Stäblein, Volker Willy, Harald Schröder, Stefan Förstel, Dr. Jochen Radeck (alle SC Forchheim), Hans Jörg Matheiowetz (TV 1848 Erlangen), Edith Friedrich, Harald Kleist, Hartmut Hörl, Rainer Schmee und Schulte (alle vereinslos), Stefan Süß (ASV Möhrendorf), Harald Kaiser, Christof Lang, Matthias Wellhöfer (alle SK Bad Windsheim), Peter Schneider (TSV Kirchehrenbach), Georg Petersammer, Albert Breitenbach (beide SV Lauf an der Pegnitz), Dr. Franz Lang (TSV Neunkirchen), Thomas Walter (ESV Lok Falkenberg).

Remisen: Hans Kaiser (SK Bad Windsheim), Martin Haubold, Thomas Graetz (SC Forchheim), Michael Willim (SK 1907 Schwabach), Michael Wohlfahrt (TSV Neunkirchen), Matthias Weidemann (TB 1888 Erlangen).

Verluste Jussupows: Claus Schäffner (SC Forchheim).“

Jussupow gegen Burggraf
Jussupow gegen Radeck
Jussupow gegen Schneider
Jussupow gegen Wohlfahrt
Jussupow gegen Schmee
Seuberth, Erler und Hörl
Lang und Willim
Jussupow gegen Friedrich
Blick ins Küchenstudio
Graetz, Schröder und Matheiowetz
Jussupow gegen Haubold
Jussupow gegen Auburger