Fünf Freunde im alten Turm – Bericht 9. Runde

SC Forchheim

Es tut sich was bei uns auf internationaler Ebene: Der Schachclub Forchheim nimmt erstmals mit einer Mannschaft an einer Meisterschaft auf der Ebene des Weltschachbundes teil. Dresden hat Ende Februar 2015 die Ausrichtung der Seniorenmannschaftsweltmeisterschaft übernommen. Starten werden für das 4-er Team des SC Forchheim folgende Spieler (im Wettbewerb Ü50): FM Manfred Heidrich, FM Berthold Bartsch, FM Hans Niedermaier, FM Dieter Seyb und Karl-Heinz Kannenberg als Gastspieler vom SC Kitzingen. Das Turnier wird auf Ebene des Weltschachbundes zum dritten Mal ausgetragen, auf europäischer Ebene gibt es diesen Wettbewerb schon länger: 1. Weltmeisterschaft 2004 auf der Isle of Man; 2. Weltmeisterschaft 2014 in Vilnius (Litauen). Wünschen wir unserem Quintett in Sachsen viel Erfolg! FM Dieter Seyb hat uns einen Bericht zur 9. Runde zukommen lassen:
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Live-Partien (ab 9.30 Uhr)
FT-Artikel

SC Forchheim

– Latvia Women

3:1
FM Manfred Heidrich

(2336)

– WGM Tamara Vilerte

(2058)

1:0
FM Hans Niedermaier

(2269)

– WFM Ingrida Priedite

(2108)

remis
FM Dieter Seyb

(2258)

– WFM Liga Ungure

(1974)

1:0
Karl-Heinz Kannenberg

(2204)

– Vija Rozlapa

(2006)

remis

Hier FM Dieter Seybs Bericht zur 1. Runde:

„Heute hatten wir es in der ersten Runde mit dem Damenteam aus Lettland zu tun. Da wir von den ELO-Zahlen her favorisiert waren, haben wir unsere Gegnerinnen wohl etwas zu leicht genommen. An Brett 3 hatte ich auch objektiv aus der Eröffnung heraus nach einem c3-Sizilianer eine Gewinnstellung, rechnete die klare Abwicklung aber zu oberflächlich durch und entschied mich stattdessen für das“ typische Läuferopfer“ auf h7, das aber objektiv nicht funktionieren sollte. Meine Gegnerin glaubte mir aber den Schwindel und gab die Dame für drei Figuren, die aber nicht zusammenspielten, so dass ich die rasche 1:0 Führung erzielen konnte. Der nächste Gewinnkandidat war Manfred, ebenfalls mit einem c3-Sizilianer. Manfred spielte knochentrocken, engte seine Gegnerin ein und brachte die Sache in einem für ihn typischen Turmendspiel klar zu Ende – an dieser Leistung gab es nichts zu mäkeln.

Sorgen bereitete von Anfang an unser Gastspieler Karl-Heinz Kannenberg, der in der Caro-Kann-Verteidigung in eine fürchterlich aussehende Stellung rutschte. Er verteidigte sich jedoch zäh bis ins Endspiel und es sah dort sogar nach einem Gewinn aus. Doch als der Druck von ihm nachließ, stellte sich prompt wieder ein Fehler ein. Trotzdem brachte Karl-Heinz das Turmendspiel mit Minusbauern sicher in den Remishafen. Eine gute Stellung hatte Hans an Brett 2 von Anfang an mit seiner Leib- und Magenvariante, der Tarrasch-Verteidigung im Damengambit. Der typische Isolani auf d4 war stark und ich war mir sicher, dass Hans gewinnt. Hans wurde dann aber plötzlich zu ungeduldig und ließ die Gegnerin ins Spiel kommen. Letztlich musste er alle Register ziehen, um sich ins Dauerschach flüchten zu können. Unser Captain Berthold, der heute pausierte, war trotzdem zufrieden. Morgen haben wir es wieder mit einer Damenmannschaft, Deutschland I zu tun und Berthold wird eingreifen. Gegen diese Gegner werden wir wohl etwas ernsthafter ans Werk gehen müssen.“

Germany Women 1

– SC Forchheim

1,5:2,5
WIM Iris Mai

(2114)

– FM Manfred Heidrich

(2336)

0:1
WIM Brigitte Burchardt

(2154)

– FM Berthold Bartsch

(2319)

remis
WIM Annett Wagner-Michel

(2155)

– FM Dieter Seyb

(2258)

remis
WFM Sylvia Wolf

(2050)

– Karl-Heinz Kannenberg

(2204)

remis

Hier FM Dieter Seybs Bericht zur 2. Runde:

„Heute war der Kampf eine ganz enge Kiste, doch letztlich haben wir gegen die Deutschen Damen I doch verdient gewonnen. Heute hat Hans pausiert – als Kavalier der alten Schule hat er Probleme, Damen zu schlagen. Derartige Skrupel kennt Manfred offensichtlich nicht. Eine ausgeglichene Holländisch-Stellung knetete er solange, bis er im Bauernendspiel einen Mops mehr hatte und die Gegnerin die Waffen strecken musste. Berthold an Brett 2 wollte es unbedingt wissen. Er engte seine Gegnerin im geschlossenen Sizi stark ein, aber letztlich kam nur ein Endspiel mit ungleichen Läufern heraus, bei dem Bertholds Mehrbauer nicht reichte.

Ich hatte heute zum ersten Mal im Leben mit Schwarz Sizilianisch mit 2..Sf6 auf dem Brett. Die Eröffnungswahl war der Tatsache geschuldet, dass ich in der Vorbereitung feststellen musste, dass meine Gegnerin auf mein gesamtes e4-Schwarzrepertoire überall tote Ausgleichsvarianten spielt. Auch auf den Sizilianer spielte sie eine als anspruchslos geltende Variante. Die Partie war dann rasch ausgeglichen. In der Folgezeit hatte ich aber wohl klaren Vorteil, weil ich den schwarzfeldrigen Läufer der Gegnerin gefangen hatte. Anstatt ihn aber abzuholen, gab ich mich mit einem Bauern zufrieden. Wer mich kennt, weiß, dass ein Bauernplus im Turmendspiel tot remis ist – und so kam es dann auch. Eine ganz wilde Kiste hatte Karl-Heinz nach anspruchsloser Eröffnungswahl mit Damenbauernspiel. Plötzlich standen beide Könige abwechselnd auf Matt. Anstatt den Sack zuzumachen, fand Karl-Heinz den vermeintlich entscheidenden Zug und stand danach wohl auf Verlust (genaueres kann wahrscheinlich nur die Engine sagen). Plötzlich hatte die Gegnerin in beiderseitiger Zeitnot Angst vor der eigenen Courage und bot remis, was Karl-Heinz selbstverständlich zum Mannschaftssieg annahm.“

SC Forchheim

– Germany 1

1:3
FM Manfred Heidrich

(2336)

– GM Klaus Bischoff

(2495)

remis
FM Berthold Bartsch

(2319)

– IM Karsten Volke

(2470)

0:1
FM Hans Niedermaier

(2269)

– GM Raj Tischbierek

(2420)

0:1
Karl-Heinz Kannenberg

(2204)

– IM Gernot Gauglitz

(2393)

remis

Hier FM Dieter Seybs Bericht zur 3. Runde:

„Heute waren wir gegen die Herren von Deutschland I ausnahmsweise mal krasser Außenseiter. Auch wenn der Kampf mit 1:3 verloren ging, haben wir uns doch etwas unter Wert geschlagen. Da heute ich pausiert habe, konnte ich die Partien beobachten und war zwischenzeitlich doch recht optimistisch. An Brett 1 spielte Manfred gegen GM Bischoff seinen c3-Sizilianer und erreichte eine ganz ansehnliche Stellung. Auch GM Bischoff musste wohl meiner Meinung gewesen sein, denn er bot Manfred im 18. Zug remis an. Manfred nahm den halben Punkt, denn realistischer Weise ist von einer angenehmen Stellung bis zum Sieg gegen einen solchen Gegner ein sehr weiter Weg, und mit einem halben Punkt an Brett 1 hatten wir ein kleines Etappenziel erreicht.

Die Partie an Brett 2 zwischen Berthold und IM Volke wurde zwischen mir und Berthold im Nachhinein völlig unterschiedlich bewertet. Für meine negative Einschätzung seiner Partieanlage spricht das Ergebnis von 0:1, auch wenn Berthold meinte, es sei bis zum Schluss „alles in Ordnung“ gewesen. Diese Einschätzung hatte er aber wohl exklusiv für sich. Ich hatte das Unheil schon kommen sehen, als er in der Eröffnung in einer spanisch-ähnlichen Partie mit c5-c4 den Damenflügel abschloss und dem Weißen im Zentrum und am Königsflügel freie Hand ließ. Später musste er seinem Gegner einen gedeckten Freibauern auf d5 einräumen, verzichtete aber konsequent auf die wünschenswerte Blockade auf d6 mit einem Springer, sondern nahm die Dame als Blockadefigur. Als der Druck zu groß wurde, musste er schließlich eine Qualität opfern – wonach meiner Meinung nach die Sache gegessen war. Gleichwohl machte sich Berthold auf die Fehlersuche nach diesem Zeitpunkt. Vielleicht kann er mich in einer späteren Analyse doch noch von seiner Sicht der Dinge überzeugen.

Eine sehr schöne Stellung hatte Hans im Drachen mit Weiß gegen GM Tischbierek herausgespielt. Ein Gegenspiel für Schwarz vermochte ich nicht zu erkennen. Hans gewann auch einen weit vorgerückten Bauern seines Gegners – vielleicht war er da zu früh etwas zu gierig, weil Schwarz im Zentrum plötzlich mit dem typischen d6-d5 zu Gegenspiel kam. Obwohl Weiß eigentlich immer noch besser stehen sollte, verlor Hans an irgendeiner Stelle den Faden. Der Bauer ging wieder verloren, und plötzlich hatte Hans zwei schwache vereinzelte Bauern, die er in der Folgezeit verlor. Mich hat in diesem Endspiel die perfekte Technik seines Gegners schwer beeindruckt. Eine schöne positionelle Partie spielte Karl-Heinz mit Slawisch gegen IM Gauglitz. Er erreichte aus der Eröffnung heraus ein schönes freies Spiel, das sich bis ins besser stehende Turmendspiel fortsetzte. Zu meiner großen Überraschung gibt es außer mir aber auch noch andere Spieler, die die Turmendspiele grob misshandeln. Einen solchen Fall konnte ich bei Karl-Heinz bestaunen. Nach meiner unmaßgeblichen Meinung musste das Turmendspiel klar gewonnen sein, auch wenn IM Gauglitz dies nach der Partie nicht wahrhaben wollte. Insgesamt geht das Ergebnis dann doch in Ordnung.“

Sachsen-Anhalt

– SC Forchheim

1:3
IM Heinz Liebert

(2228)

– FM Manfred Heidrich

(2336)

0:1
Dr. Georg Hamm

(2141)

– FM Berthold Bartsch

(2319)

remis
Roland Franke

(2054)

– FM Hans Niedermaier

(2269)

remis
Burkhard Bauer

(2041)

– FM Dieter Seyb

(2258)

0:1

Hier FM Dieter Seybs Bericht zur 4. Runde:

„Mein Bericht muss heute etwas kürzer ausfallen, weil ich von den anderen Partien fast nichts mitbekommen habe. Mein Gegner hat mich nämlich 90 Züge lang an meinen Platz gefesselt. An Brett 1 war Manfred zuverlässig wie immer. Plötzlich war sein Brett leer, und es hieß, er habe gegen IM Liebert gewonnen. Wie dies so schnell geschehen konnte, weiß ich auch nicht. An Brett 2 war Bertholds Stellung nach allen Seiten offen. Nachdem er bereits im 10. Zug ein remis abgelehnt hatte, konnte er dem zweiten Angebot aber nicht mehr widerstehen. Berthold gab danach die Schuld mir, weil er nicht mit meinem Sieg rechnen wollte und deshalb auf Nummer sicher ging.

An meinem Nebenbrett 3 wurde Hans von einem wilden Affen angesprungen – sein Gegner spielte die Orang Utan-Eröffnung. Auch Hans lehnte ein frühes remis ab, aber bald zeigte sich, dass er über keinen konkreten Gewinnplan verfügte und so bot er dann selbst remis. Ich hatte in meiner Partie mit dem c3-Sizilianer von Anfang an einen kleinen Vorteil. Der Gegner wählte einen Aufbau mit der Wanne c5,d6,e5. Nach frühem Bauerntausch auf c5 hatte der Gegner ein Loch auf d5, während mein Feld d4 vom Bauern c3 zuverlässig bewacht wurde. Die Stellung wurde nach dem Abtausch der weißfeldrigen Läufer transformiert, weil ich c3-c4 ziehen musste. Dafür blieb mein Gegner aber mit dem schlechten schwarzfeldrigen Läufer zurück. Nachdem ich einen Bauern gewonnen hatte, begann leider meine obligatorische Patzphase. Ich tauschte ohne Not die Damen auf d4, was dem Gegner einen gedeckten Freibauern einräumte. wir spielten dann – jeder mit nur wenigen Minuten auf der Uhr – bis zum 90. Zug. Dann ging mein Gegner endlich an seinem schlechten Läufer zugrunde. Nach dem 3:1 haben wir morgen gegen Helsinki nach der Papierform eine lösbare Aufgabe vor uns.“

SC Forchheim

– KS 58 Helsinki

3,5:0,5
FM Manfred Heidrich

(DWZ)

– Jaakko Kivimaki

(2156)

remis
FM Hans Niedermaier

(DWZ)

– Veikko Koskinen

(1972)

1:0
FM Dieter Seyb

(DWZ)

– Helge Routanen

(1921)

1:0
Karl-Heinz Kannenberg

(DWZ)

– Jyrki Pesola

(1917)

1:0

Hier FM Dieter Seybs Bericht zur 5. Runde:

„Heute gelang uns ein auch in dieser Höhe verdienter 3,5:0,5-Sieg gegen Helsinki. Ausgerechnet Manfred, der sich Hoffnungen auf eine IM-Norm macht, gab heute das einzige Remis ab. Seine Eröffnungswahl mit Schottisch erwies sich als nicht optimal und Manfred stand bald etwas schlechter. Ausgerechnet in dem Moment, als sein Gegner einen Bauern verspeiste, hätte Manfred eine Figur gewinnen können, was sich aber erst bei der späteren Computeranalyse herausstellte. Manfred holte sich den Bauern wieder zurück, und es stand ein totremises Endspiel auf dem Brett.

An Brett 2 baute Hans kontinuierlich Druck auf, gewann zunächst einen Bauern und danach noch eine Figur – eine klare Angelegenheit. Ich selbst musste wegen der außergewöhnlichen Eröffnungsbehandlung meines Gegners im Königsfianchetto gehörig schwitzen. Die Stellung sah klar überlegen aus, aber auch Fritz fand in der späteren Analyse keinen konkreten Plan. Glücklicherweise kam mir dann die Idee eines Figurenopfers (auch der Computer sah dies nach einiger Rechenzeit). Das Problem wäre nur gewesen, was passiert, wenn der Gegner sich weigerte, die einstehende Figur zu schlagen. Hieran verschwendete er aber keinen Gedanken und so landete ich einen hübschen Mattangriff. Karl-Heinz an Brett 4 eroberte aus der Caro-Kann-Eröffnung einen Bauern, den er im Turmendspiel souverän verwertete.“

SC Forchheim

– England 1

1:3
FM Manfred Heidrich

(2336)

– GM Nigel Short

(2664)

0:1
FM Hans Niedermaier

(2269)

– GM John Nunn

(2601)

0:1
FM Dieter Seyb

(2258)

– GM Keith Arkell

(2510)

remis
Karl-Heinz Kannenberg

(2204)

– FM Terry Chapman

(2262)

remis

Hier FM Dieter Seybs Bericht zur 6. Runde:

„Heute hatten wir mit dem Team England I als Startranglistenersten einen richtig dicken Brocken vor uns. Der Kampf stand unter keinem guten Vorzeichen, weil es unseren Kapitän Berthold mit einer Erkältung böse erwischt hatte und er deshalb kurzfristig nochmal pausieren musste. An Brett 1 versuchte Manfred gegen GM Short sein Glück mit der französischen Abtauschvariante. Der Großmeister bewies aber, dass auch mit dieser Variante ein Spiel auf Sieg möglich ist. Manfred geriet schon früh unter Druck und nach einem unmotivierten Turmzug brach seine Stellung rasch zusammen. An Brett 2 wollte Hans seinen Gegner GM Nunn mit einer seltenen Variante im Spanier überraschen. Der Schuss ging aber leider voll nach hinten los, weil GM Nunn seinerseits bereits im 5. Zug das überraschende b4! auspackte, was an Stellungen im Evans-Gambit erinnerte. Hans reagierte darauf falsch, und die Partie war damit rasch vorüber. Eine überzeugende Vorstellung des Großmeisters.

An Brett 3 hatte ich mich auf die Spezialeröffnung von GM Arkell, Caro-Kann mit 4..Sd7 gut vorbereitet. Ich hatte die ganze Partie über Druck und konnte ihm schließlich einen Bauern abnehmen. Das Damenendspiel mit meinem starken Läufer gegen seinen Springer war völlig gewonnen – man müsste nur die richtige Technik haben. Als ich schon fast am Ziel war übersah ich, dass mein Gegner meinen scheinbar gedeckten Freibauern schlagen kann, weil er danach die Figur mit Zwischenschach wiederbekam. Danach war die Partie sofort remis. Für das Lob meinem Gegners „you played me completely out“ konnte ich mir nichts mehr kaufen.
An Brett 4 stand Karl-Heinz gegen FM Chapmann nach einem Eröffnungsmix aus Slawisch und Grünfeld die ganze Partie fürchterlich unter Druck. Mehr als einmal dachte ich, es sei sofort aus, aber unser Spieler verteidigte sich zäh. Als er endlich auf der Grundreihe matt zu werden schien, entkorkte er ein Figurenopfer mit überraschendem Dauerschach. Das Gesamtergebnis von 1:3 spiegelt die Überlegenheit unserer Gegner durchaus zutreffend wider. Morgen müssen wir unser Glück gegen Belgien I versuchen.“

Belgien 1

– SC Forchheim

2:2
FM Marc Geenen

(2231)

– FM Manfred Heidrich

(2336)

remis
Philippe Kerkhof

(2169)

– FM Hans Niedermaier

(2269)

0:1
Thierry van Houtte

(2133)

– FM Dieter Seyb

(2258)

remis
Georgy Aragones-Melhelm

(-)

– Karl-Heinz Kannenberg

(2204)

1:0

Hier FM Dieter Seybs Bericht zur 7. Runde:

„Unser heutiger Wettkampf stand unter keinem günstigen Stern, weil Berthold noch immer grippekrank im Bett liegt. Trotzdem wollten wir gegen die nominell etwas schlechteren Belgier etwas reißen. Manfred hatte an Brett 1 den klar stärksten Gegner und wählte gegen ihn den Rubinstein-Sizilianer. Sein Gegner hatte sich auf diese superscharfe Variante aber exakt vorbereitet (Manfred hat mit dieser Variante leider genug Partien in der Datenbank) und nach einem längeren Theoriegemetzel kam es schließlich zur Zugwiederholung und damit zum Remis. Hans spielte an Brett 2 eine nach meinem Geschmack etwas anspruchslose Eröffnung. Im Mittelspiel setzte er dann aber seine Bauernlawine am Damenflügel in Bewegung. Zusammen mit einem guten Springer gegen den schlechten Läufer des Gegners schob er seinen Kontrahenten dann gnadenlos zusammen.

Eine superscharfe Stellung kam bei mir aufs Brett. Mein Gegner hatte mit Weiß eine Grünfeldvariante im Anzug, aber ich erhielt schönen Raumvorteil und eine klar bessere Stellung, so dass ich remis ablehnte. Plötzlich verwickelte mein Gegner die Stellung und ich hatte die Wahl zwischen einer guten und einer schlechten Fortsetzung. Ich entschied mich für letztere und musste plötzlich eine Qualität spucken. Nun war es an meinem Gegner, ein remis abzulehnen. Die Stellung wurde dann aber nochmals so kompliziert, dass mein Gegner schließlich doch in eine Zugwiederholung und damit ins remis einwilligen musste. An Brett 4 spielte Karl-Heinz das Colle-System. Beide Seiten standen fest und belauerten sich gegenseitig. Als Karl-Heinz dann etwas unmotiviert angreifen wollte, lief er in den Konter des Gegners und musste aufgeben. Insgesamt war das 2:2 ein völlig leistungsgerechtes Ergebnis.“

England 2

– SC Forchheim

2:2
GM Glenn Flear

(2463)

– FM Manfred Heidrich

(2336)

remis
GM James Plaskett

(2445)

– FM Hans Niedermaier

(2269)

1:0
Shawn Tavares

(2140)

– FM Dieter Seyb

(2258)

0:1
Chris Fegan

(2081)

– Karl-Heinz Kannenberg

(2204)

remis

Hier FM Dieter Seybs Bericht zur 8. Runde:

„Gegen die Mannschaft von England II gab es ein hart erkämpftes 2:2 Unentschieden. Manfred hätte gegen GM Flear schon gewinnen müssen, wenn er noch ernsthaft um eine IM-Norm hätte kämpfen wollen. Manfred legte seine Partie aber relativ solide an (wenn man davon bei der Holländischen Eröffnung überhaupt sprechen kann). Da auch GM Flear kein Risiko eingehen wollte, gab es die erste Punkteteilung. Hans an Brett 2 spielte mit Weiß gegen GM Plaskett eine Damenindische Partie und geriet in der Eröffnung rasch in Nachteil, weil sein Gegner – wie er sagte – eine Neuerung gespielt hatte. Er konnte dann zwar noch etwas schwindeln, aber mit Bauernminus hatte er letztlich keine Chance mehr.

Ich spielte an Brett 3 meine bisher beste Partie. Der Gegner servierte eine königsindische Variante mit frühem b4 und dem Doppelfianchetto mit g3. Mir gelang es, den Damenflügel rasch zu öffnen und starkes Druckspiel gegen seinen hängenden Springer zu entwickeln. Die Folge war, dass ich rasch einen Bauern gewann und im Endspiel ein zweiter Bauer hinterherkam. Dann setzte plötzlich wieder meine Schwäche bei der Verwertung des klaren Vorteils ein, und ich hätte fast noch einen Weg gefunden, die Partie zu verpatzen. Trotzdem setzten sich am Schluss die beiden Mehrbauern durch. Karl-Heinz hatte an Brett 4 mit Weiß gegen Holländisch zu kämpfen. Nach vielen Verwicklungen und beiderseitigen Angriffen auf entgegengesetzten Flügeln hatte er im Endspiel einen Bauern weniger, dafür aber einen starken entfernten Freibauern. Letztlich löste sich das Gewirr in einem friedlichen Remis auf. Morgen wird in der letzten Runde wahrscheinlich wieder Berthold eingreifen können. Für eine gravierende Verbesserung unseres Tabellenstandes wird es aber zu spät sein.“

SC Forchheim

– Hessen Mix

3:1
FM Manfred Heidrich

(2336)

– FM Georg Haubt

(2188)

1:0
FM Berthold Bartsch

(2319)

– FM Stephan Buchal

(2283)

0:1
FM Dieter Seyb

(2258)

– Dr. Helmut Biller

(2083)

1:0
Karl-Heinz Kannenberg

(2204)

– Wolfgang Haase

(2088)

1:0

Hier FM Dieter Seybs Bericht zur 9. Runde:

„Nach Rückkehr aus Dresden noch ein kurzer Bericht über die 9. Runde. Ich hatte die Lage in meinem letzten Bericht etwas zu pessimistisch geschildert, als ich die Ansicht vertrat, auch ein Sieg könne die Platzierung nicht mehr entscheidend verbessern. Tatsächlich gelang uns mit dem 3:1 über „Hessen Mix“ noch ein gewaltiger Satz nach vorne auf den 6. Platz, und wir verfehlten sogar den letzten Preisrang nur ganz knapp. Bei einem Startrangplatz 7 haben wir somit im Rahmen unserer Erwartungen gespielt. An Brett 1 spielte Manfred wieder einmal die Holländische Eröffnung, nur mit weiß, also einem Tempo mehr. Ein Bauernopfer, das mit Minustempo für Schwarz spielbar sein soll, brachte er somit mit einem Mehrtempo und hatte durchschlagenden Erfolg. Er brachte uns mit 1:0 in Führung. Berthold brannte nach überstandener Grippe vor Ehrgeiz, doch seine Eröffnungswahl Skandinavisch muss leider als misslungen bezeichnet werden. Sein Gegner kam rasch zu einem überwältigenden Angriff und konnte den Wettkampf ausgleichen.

An Brett 4 hatte sich Karl-Heinz auf eine Caro-Kann-Variante des Gegners gut vorbereitet. Wertvolle Hilfe leistete ihm dabei ein Eröffnungsbuch, das er sich auf meine Empfehlung kurz zuvor gekauft hatte. Ein vorübergehendes Bauernopfer brachte im weiteren Verlauf der Partie Zinsen. Karl-Heinz bekam nicht nur den Bauern zurück, sondern auch die anderen weißen Bauern waren schwach. Nachdem er dann auch noch mit einer Springergabel die Qualität aufgabeln konnte, stellte der Gegner die Gegenwehr ein und lief auch noch in ein Matt. Erneut lagen wir in Führung. An Brett drei hatte ich eine zweischneidige Stellung in Pirc. Mein Gegner zwang mich, zwei Figuren für den Turm zu geben, was für mich aber sehr gut war. Ich sammelte bei starkem Angriff nebenbei noch vier Bauern auf und konnte im Endspiel locker gewinnen. Nebenher sicherte ich mir den Geldpreis für das beste Brettergebnis mit 6,5 aus 8 und war auch deshalb mit dem Turnierverlauf hochzufrieden. Im nächsten Jahr findet die WM in Radebeul statt; vielleicht werden wir wieder eine Mannschaft hinschicken.“